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Lasse Reinstroem

Rasputiza

(Eigenverlag)


Das mittlerweile 5. Album der Dresdner Band hat es in sich. »Rasputiza« ist der gleichnamigen russischen Jahreszeit gewidmet, die zwischen Winter und Sommer das östliche Europa in eine unwirtliche Schlammlandschaft verwandelt. In der sogenannten Schlammperiode sieht der Sänger Christian Brähler vor allem eine Metapher für das Leben. Ein Kampf zwischen urgewaltigen Kräften, aus deren Wechselwirkungen unser Dasein hervorgeht. Der Titel trifft es dann auch ganz gut. Neben deutlich zu hörendem osteuropäischen Einfluss, klingt »Rasputiza« epischer und düsterer als die Vorgängeralben und taucht die Hörer in eine doomartige Endzeitstimmung. Teilweise von choralen Gesängen begleitet, wirken einige Songs mystisch und geheimnisvoll, ohne dabei kitschig zu werden. Vielmehr gelingt es der Band, das Gefühl ihrer ekstatischen Underground-Live-Shows besser einzufangen als sonst. Auf der einen Seite peitschen und stampfen die Songs mitreißend nach vorne. Andererseits kann auch mal Gänsehautstimmung aufkommen. So etwa beim »Boat Song«, in dem Maud The Moth mit ihrer opernhaften Stimme einen grandiosen und einfühlsamen Gastauftritt hinlegt. Dass Lasse Reinstroem aber auch immer wieder für Überraschungen gut ist, beweisen sie mit ihrer Ode an die Dresdner Neustadt »Neuse Louise«, einem Gute-Laune-Song, der plötzlich auf der finsteren Reise durch »Rasputiza« wie ein Hoffnungsschimmer hervorsticht.
Stephan Zwerenz
www.lassereinstroemmusic.de
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