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Green Day

Father Of All Motherfuckers

(Reprise / Warner)


Vor einem Vierteljahrhundert hat mich diese Band den Ausweg aus der Provinz fühlen lassen. Haben mir doch Billy Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool den Edding in die Hand gedrückt, um meine Chucks und die Hauswand des Nachbarn zu beschmieren. Ihre Vorbilder wurden die meinen, ihre Konzerte zum Lebenselixier. Ohne Ticket, mit Faxe aus der Dose auf dem Zugklo in die große Stadt. 25 Jahre später steht mit »Father Of All Motherfuckers« das neue Album in den haptischen wie virtuellen Regalen. Ich habe eine Bahncard und Green Day lassen mich nichts mehr vergessen. Müssen sie auch nicht. Die 10 neuen Songs stehen im Hier und Jetzt und kommen mit 26 Minuten angenehm kurzweilig daher. Dabei traut sich das Trio auf seiner 13. Studioplatte neue Wege zu gehen. Klingt das ruppige Eröffnungsstück »Father Of All … « mit Armstrongs hoher Stimme anders als je zuvor, huldigt der Song »Oh Yeah« mit Joan Jett einer gemeinsamen Heldin, bevor »I Was A Teenage Teenager« auf gewohntes Terrain zurück schlittert. Solide, fett produziert, mit stadionaffinen Mitklatsch-Momenten. Ein Kniff, wofür die Band auch Kritik einstecken muss – nicht ganz zu Unrecht. Erinnert die Platte doch beliebig oft an andere Größen des Rockzirkus, wirkt mitunter gar einheitsbreiig, bevor wieder große Momente im typischen Green Day-Gewand um die Ecke zucken – nämlich dann, wenn sich Billy Joe auf das besinnt, was er am besten kann und uns wie das Selbstzensur-Einhorn auf dem Cover bunten Schnodder vor die Füße rotzt. Fazit: Sicher kein Meilenstein à la »Dookie« oder »American Idiot« – Lust auf ein Faxe auf dem Zugklo macht die Platte allemal.
M.Hufnagl
www.greenday.com/
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