Grimes
Miss Anthropocene
(4AD)
Den Klimawandel spaßig machen ist sicher keine einfache Aufgabe. Grimes, kanadische Sängerin, Produzentin, künstlerisches Gesamttalent, nimmt sich auf ihrem neuesten Album genau dieser Aufgabe an. Zum Glück, so exerziert Grimes in 45 Minuten verschiedenste mal mehr, mal weniger kryptische Niedergangsszenarien durch und schafft mit »Miss Anthropocene« den Tanz zwischen technokratischem Aufbäumen der Menschheit und dem Gefühl, gerade von einer unproportional großen Nebelwolke in einem düster-apokalyptischen Elektroclub eingehüllt zu sein und nicht ganz zu wissen, ob sonst überhaupt noch jemand da ist. Das Album pulsiert und schimmert an jeder Ecke, nicht zuletzt die teils schier atemberaubende Produktion schafft es bereits beim ersten Lied, das den passenden Namen »So Heavy I Fell Through The Earth« trägt, die Zuhörenden an Leib und Seele zu packen und mitzunehmen in diese schwarze Zukunftswelt, die Grimes mit mal infantil quietschender Stimme, dann wieder unheilvoll flüsternd heraufbeschwört. Anders als bei reellen Klima- oder sonstigen Katastrophenprognosen gibt man sich dieser Welt jedoch gern hin, der Klimawandel wird tatsächlich schaurig schön – entziehen kann man sich ja sowieso weder diesem, noch »Miss Anthropocene«.
Anton Schroeder
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