Vor vier Jahren verlor Nick Cave seinen 15-jährigen Sohn Arthur, nachdem dieser unter dem Einfluss von LSD von einem Felsen in Brighton stürzte. Über Cave kam damit die schlimmste aller Tragödien, der Verlust des eigenen Kindes. So veränderte sich auch die Gestalt des Todes in seinem Werk: aus einem popkulturellen Spielball wurde grausame Evidenz. »Ghosteen« ist zweigeteilt: Mit den ersten acht Stücken zeichnet Cave seinem Sohn ein teils paradiesisches, traumwandlerisches, aber auch schauriges Jenseits, in einigen Passagen spricht Arthur direkt zu seinem Vater. »Ich bin neben und in dir, im Sonnenschein, in der Sonne«, heißt es etwa in »Sun Forest«. Im zweiten und vielleicht wichtigeren Teil spricht Cave selbst und erhebt das Ableben seines Sohnes zu einer Art Zwischenstufe auf dem Weg in sein eigenes Elysium. Die Gospel-Chöre auf »Ghosteen« tragen sakrale Züge, repetitive Syntheziser-Teppiche zeugen von Schwerelosigkeit. Dass Gitarre und Schlagzeug auf diesem ergreifenden Album keinen Platz finden – ein Zeichen von Erlösung. Die letzten Worte: »And I'm just waiting now for my time to come/ And I'm just waiting now for peace to come/ For peace to come.«