Lana Del Rey
Norman Fucking Rockwell
(Polydor)
Das Stück, das am meisten heraussticht auf dieser sechsten Studio-Platte von Lana Del Rey, die sonst eigentlich ausschließlich aus Balladen besteht, trägt den Namen »Doin’ Time« und ist ein Cover der kalifornischen Punk-Band Sublime, welches wiederum eine Hommage an die Arie »Summertime« der Oper »Porgy and Bess« aus den 1930er Jahren ist. Nicht nur hier, sondern in der Gesamtspielzeit von knapp über einer Stunde erinnern Surf-Gitarren und vor allem das Piano den Hörer an einen Sommer, der längst zur Erinnerung verkommen ist – nicht seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten. Sie lechzen nach einem amerikanischen Traum, der immer Traum geblieben ist, nach einem Land, das so nie existierte. Die Texte schauen zurück auf eine verlebte Jugend, geben abgenutzten Liebhabern einen letzten Abschiedskuss, machen unmissverständlich klar, dass alles, aber auch alles vergeht. Trotzdem ist die Arie »Summertime« ein Wiegenlied und diese 16 Stücke sind es auch. So hush, little baby, don't you cry. Mit »Norman Fucking Rockwell« liefert Lana Del Rey das beste Album ihrer Karriere.
Martin Schüler
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