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Get Well Soon

The Horror

(Caroline International)


Auf den Mann ist Verlass. In angenehm kurzen Abständen liefert Konstantin Gropper musikalische Geniestreiche, welche die hiesige Poplandschaft zu einem besseren Ort machen. Auf seiner neuen Platte sucht man den allerdings vergebens. Lautete die Losung beim letzten Album noch poppig »Love«, so ließ sich Gropper bei seinem fünften Album von brutalen Untiefen schlechter Träume inspirieren; fand in ihnen gar den kreativen Rahmen für seine neuesten Kompositionen: »Ich träume so selten spektakulär, dass solche Alpträume für mich wie Inspirationsgeschenke sind. Ich wache auf und denke: daraus muss ich einen Song machen.« Ein Ansatz, der so neu nicht ist, verarbeiten Künstler schließlich nicht selten die eigene Dunkelheit zu einem großen Ganzen. Drei verstörende Träume zu einem Paket zu verschnüren und drumherum ein Album zu spinnen, versprüht dennoch den Charme einer ganz eigenen Exzentrik. Dabei marodieren Groppers dunkel-schöne Kompositionen musikalisch irgendwo zwischen David Lynchs Hollywood und tausenden Krähen auf bedrohlichen Hochspannungsleitungen. Behutsam arbeitet sich das Werk vom individuellen Schrecken hin zum realen Horror, liefert einen orchestral-croonenden Soundtrack, der uns mit Blick nach unten über dunkles Chaos schweben lässt. So stockt einem nicht zuletzt der Atem, wenn sich im Stück »Future Ruins (Pt. 2)« an der Monstrosität verwesender Kriegsstädte abgearbeitet wird. Kurzum: Gropper lässt den Alptraum real werden und liefert ein bitter nötiges Kopfkino zum gesellschaftlichen Diskurs unserer Zeit. Dem sollte man sich ohnehin nicht entziehen – genauso wenig wie diesem Album. Platte des Monats.
M.Hufnagl
www.youwillgetwellsoon.com/
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