Andre Williams
Don´t Ever Give Up
(Pravda Records)
Nachdem die vorangegangenen, jährlich erschienenen Alben einen eher kühlen und spöttischen Sound aufwiesen, empfängt die aktuelle Williams-Schallplatte »Don´t Ever Give Up« mit einem wunderbar warmen soulful Frauenchor (»Humatic Man«) und auch die Musik selbst ist zart-bluesig-gospelig. Mit einer schönen Orgel unterlegt und noch bluesiger und ebenso von einem Frauenchor begleitet, schiebt sich anschließend im Midtempo der »Dirty Mac Stinky Dog« in die Ohrmuschel. Insgesamt ist es ein zwölf Songs umfassendes, versöhnliches und entspanntes Album von Mr. Williams geworden. Der ist mittlerweile 81 Jahre alt, und auch als Mr. Rhythm, Mr. Grease, The Duke of Dirty Ass, oder als The Black Godfather bekannt. Er war nicht nur der Koks-Kollege und Überlebende von Ike Turner, sowie Produzent und Komponist des legendären Motown-Label, sondern schrieb auch den Soulstandard »Shake your Tailfeather« (sicherlich im Gedächtnis durch die Blues Brothers). Er ist vielleicht das letzte wirkliche Urgestein des amerikanischen Rock‘n‘Rolls in souliger, funkiger, garagiger und besonders schnoddriger Variante. Manchen gilt er auch als der Erfinder des Rap, da seine ersten Tonaufnahmen in den 1950ern eher eingesprochen, denn eingesungen wurden. In den 70er und 80ern immer mal mittel- und obdachlos, zudem drogenabhängig, wurde er in den 90ern von den Garage- und Bluespunk-Akteuren Jon Spencers Blues Explosion, The Dirtbombs, Compulsive Gamblers, Cheater Slicks und Konsorten aus der Bedeutungslosigkeit geschnitten und in die Neuzeit geklebt. Seitdem entstanden viele Alben und Kollaborationen mit Musikern der Alternative Country-, Bluespunk- und Garageszene. Wir hören hier das muntere und angenehm könnerhaft verspielte Alterswerk eines wahrhaft ewig junggebliebenen Unsteten, der, bei allem Humor, sich auch mit dem anstehenden Ableben beschäftigt. So benennt Williams seine ganz eigene Vorstellung seines letzten öffentlichen Auftritts in »Bury Me Deep«. Wahrlich zum Heulen schön ist das klagende Saxophon in der Abrechnung »I don´t Like You«. Auffallend häufig sind die vielen gesanglichen Frauenanteile auf dem Album, die mal soulig, mal als Doo Wop glänzen. Bei »Through your Uprigths« schweigt Mr. Dirty Soul sogar gänzlich und überlässt den Souldamen die Vollpräsenz. Neben drei schönen klassisch soul-funkigen Instrumentals gibt es auch noch ein Cover von Nolan Strong and The Diablos »The Way You Dog Me Around« und das Traditional »Three Blind Mice«. Und dies alles auf sehr hübsch violettfarbenem Vinyl.
Dj Cramér
www.bloodshotrecords.com/artist/andre-williams< zurück