Deadbeat
Eigth
(BLKRTZ/ Kompakt)
Manch eine Stirn wird schlagartig um Jahre bei der Botschaft von Scott Monteith gealtert sein, als der Montrealer auf »soundcloud« den Remix des epischen Punkklassikers »The River« seiner Landsmänner Nomeansno offenbarte. Empört und störrisch aufgrund der Liaison zwischen Punk und Techno werden sich einige Falten auf der Stirn derjenigen unlösbar eingefurcht haben, die sich dem dumpfen Reinheitsgebot der Genres verpflichteten. Glücklicherweise gehört der Kanadier Scott Monteith aka Deadbeat nicht dazu, auch wenn sein neues Album mit dem schlichten, aber bezeichnenden »Eight« nach dem ersten Hören keine genresynkretistische Überraschung birgt. Erst später, wenn man sich auf das Album einlässt und die Erfüllung der Erwartung nach Neuem und Ungewöhnlichem außen vor lässt, wird klar, um was es Deadbeat hier geht. Wenn man so will, dann zieht Deadbeat hier die Summe aus den vorangegangenen sieben Alben, verschleift und veredelt subtil all die unterschiedlichen Einflüsse, die seine bisherige Entwicklung bestimmten. Kurzum: er bleibt sich treu. Sinnfällig wird dies mit »My rotten roots«, einem Track, der seine Basic Channel-Ursprünge explizit macht und in den frühen 90ern zum Klassiker avanciert wäre. Aber in der Sentimentalität der Retrospektive geht das Album allein nicht auf. Vielmehr stellt es eine rückblickende Vorausschau dar, die die Vergangenheit vergegenwärtigt, um den eigenen Standort für den Kurs zu versichern, den die Reise in die Zukunft nehmen soll. Wenn wir mit »Eigth« einen Blick dorthin wagen, dann wird Deadbeat im elektronischen Meer eine Insel finden, auf der die hypnotischen Rhythmen jener sogenannten archaischen Kulturen und die intelligente Soundmonotonie des Maschinenzeitalters in Festen zusammenfließen, um die Hochzeit zwischen primitiven und modernen Beats zu zelebrieren. Es darf also mit Spannung das neunte Album erwartet werden, aber bis dahin sind die Kopfhörer und Tanzflächen mit »Eight« bestens bedient.
Kai-Uwe Reinhold
Im Rahmen der Cynetart kommt Deadbeat am 16.11.2012 mit einem Live-Set ins Alte Wettbüro
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