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Efterklang

Piramida

(4AD/ Beggars Banquet/ Indigo)


Die kurz angeschlagene Taste eines verstaubten Flügels gibt den Grundton vor, der durch den Raum irrt. Das Trampeln von Füßen, Knistern und Knacken, Rascheln und Scharren – Geräusche aus einer vergessenen, verfallenen Bergarbeitersiedlung auf einer Insel in der Nähe des Nordpols bilden die Folie, vor der Efterklang ihre Fäden zu einem Konzeptalbum spinnen. Dabei haben die mittlerweile auf drei Mitglieder geschrumpften, in Berlin lebenden Dänen die Reise in die Geisterstadt Piramida auf Spitzbergen nicht angetreten, um die morbide Atmosphäre einzufangen und in düstere Endzeitakustik zu pressen, sondern um sich »eine leere Leinwand vorzuknöpfen und zu schauen, wie man sie gemeinsam füllen kann«. Herausgekommen ist dabei trotz der experimentellen Herangehensweise Popmusik; was allerdings nicht heißt, dass diese eingängig oder leicht konsumierbar ist. Jedes Geräusch, das hier verfremdet oder in Klangcollagen verwebt, zu hören ist, geht auf den Abstecher nach Spitzbergen zurück. Und auch die Gastauftritte von Geiger Peter Broderick, Schlagzeuger Earl Harvin, Pianist Nils Frahm, eines Mädchenchores oder den Bläsern des Andromeda Mega Express Orchestras korrespondieren damit und verleihen dem vierten Efterklang-Album, eingebunden in Mads Christian Bauers Klangkollagengerüst und Casper Clausens wunderbar warmer Stimme eine Dichte und melancholische Schönheit, die sich dem aufmerksamen Hörer unmittelbar erschließt. Im Dezember werden Efterklang übrigens zu einer exklusiven Tour aufbrechen, auf der sie mit klassischen Orchestern »Piramida« live aufführen. Premiere dazu ist am 4. Dezember im Centraltheater Leipzig.
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www.efterklang.net
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