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A Joyful Noise

(Sony Music)


Ein bisschen erinnert mich das Ganze hier an Blondie. Nicht, dass man die beiden Bands tatsächlich miteinander vergleichen könnte, aber von »X Offender« bis hin zum Song »Heart Of Glass« hatte die Band um Debbie Harry ebenfalls eine klare Entwicklung vollzogen – und zwar vom wavigen Gitarrenschuppen in die Disko. Das hat damals nicht jedem gepasst. Zu groß schien der musikalische Sprung. Ein Sprung, wie ihn heute, über dreißig Jahre später auch Beth Ditto & Co. vollziehen: vom kratzigen Indie zum glattgebügelten Pop. Die Reaktionen? Ähnlich wie damals bei Blondie. Auch hier scheiden sich die Geister. Bei mir persönlich sitzt der Schock darüber sogar so tief, dass es mir unmöglich erscheint, zu beurteilen, ob wir es hier mit einer guten Pop-Platte zu tun haben. Denn wahrscheinlich ist sie das durchaus. Für mich aber leider nicht wahrnehmbar. Zu verliebt war ich in die vorangegangenen Alben, zu groß das Potential, dass ich dieser Band unterstellte. Und jetzt? Durchatmen. Denn trotz aller Bestürzung sollte eins klar sein: Künstler müssen sich auch mal weiterentwickeln, und das bitte ohne von einer bissigen Journaille dafür gleich zerfleischt zu werden. Trotzdem ist »A Joyful Noise« für mich wie eine Packung mit falschem Inhalt: Saure Drops statt Gummibärchen, Zucker statt Salz. Was wohl Debbie Harry dazu sagen würde?
M.Hufnagl
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