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Spiritualized

Sweet Heart Sweet Light

(Double Six/ Spaceman Recordings)


Jason »Spaceman« Pierce klingt wie eine kratzige Stimme aus einer untergegangenen Welt. Einer Welt, als der Rock'n'Roll noch wild und gefährlich war und wo Grenzerfahrungen zum Lebensgefühl einer ganzen Generation gehörten. 2005 ist der Mastermind dieser britischen Psychedelic-Band dem Tod gerade noch mal von Schippe gesprungen, und nun legt der Ex-Heroin-Junkie mit »Sweet Heart Sweet Light« ein Album vor, das wie eine aus einem Block gehauene spröde Schönheit allein in weiter Flur steht wie ein Fels in der Brandung. Waren Spitualized und davor Spaceman 3 eine zwar einflussreiche, aber wenig erfolgreiche Szenegröße, so haben sie sich mit diesem Album, das nicht nur von der Namensgebung her an das wegweisende »White Light White Heat« von Velvet Underground erinnert, der Welt geöffnet und zugleich ein eigenes Denkmal gesetzt. Opulenz ist hier kein Fremdwort und es schmälert keineswegs den Ruhm, wenn die Band mit Amiina, den Streichern von Sigur Ros, in Reykjavik gearbeitet und sich in Los Angeles den Mädchenchor aus Leonard Cohens »So Long Marianne« ausgeliehen hat. Auch wenn Jason Pierce bisweilen in Selbstmitleid und Pathos zu ertrinken droht, so zieht er sich doch immer wieder selbst an den Haaren aus dem Sumpf. »Sweet Heart Sweet Light« hat all die Zutaten, die ein gutes Rockalbum braucht: Spiritualität, Wildheit bis zum Exzess, Melancholie, Herzblut, morbide Schönheit, Offenheit und Seele. Auch wenn Jason Pierce einmal geäußert hat, dass er nicht denke, dass man sich beim Musikmachen an irgendwelche Regeln halten müsse, so beherrscht er sie doch erstaunlich gut, wenn nicht gar perfekt, ohne dabei routiniert zu wirken. Eben jene Song-Klaviatur, die Musik so wertvoll macht, dass diese noch lange nach dem Hören nachhallt, sich nicht abnutzt und verbraucht. Musik, die ergreift und zu Herzen geht. Oder die einen schlicht und einfach umhaut und (für den Moment) sprachlos zurücklässt.
Frog
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