die bühne präsentiert »Belagerungszustand« im Theaterhaus Rudi
Seit sich am Himmel über Cadiz ein Komet gezeigt hat, vermuten die Bewohner, dass über die spanische Stadt ein Unheil hereinbrechen wird. Die Bevölkerung ist in Aufruhr und flüchtet sich in die Religion, die Anarchie oder die Ignoranz. Schließlich hält die Katastrophe doch Einzug in Cadiz, und zwar in Form einer Pest, die mitsamt Sekretärin anreist. Kurzerhand wird ein neues Regime errichtet, in welchem nach dem Prinzip der Logik und der Ordnung gestorben wird. Der nihilistische Säufer Nada, dessen einzige Philosophie das Abschaffen ist, sowie der Pfarrer bekommen direkt eine Anstellung innerhalb des Machtapparates. Nur der junge Djego kämpft gegen die bürokratische Schreckensherrschaft. Doch sein Widerstand wird auf die Probe gestellt, als die Pest seine Geliebte Viktoria bedroht.
Schon als wir den Saal im Theaterhaus Rudi betreten, treibt die Sekretärin der Pest ihr Unwesen im Zuschauerraum und verbreitet Ansteckungsherde in Form von kleinen schwarzen Kreuzen. Die endzeitlichen Reden des Pfarrers sowie Nadas von Verachtung durchdrungene Hasspredigt auf Welt und Gesellschaft verbreiten gleich zu Beginn des Stückes apokalyptische Stimmung. Besonders der Auftritt der Pest, die Marcus Horn beeindruckend verkörpert, zieht das Publikum in seinen Bann. Die Handlanger des neuen Herrschers beschmieren derweil die weißen Fassaden der Stadt mit den Parolen des Regimes – Ordnung, Schweigen, Organisation. Die willkürlichen Morde der Pest bestimmen nun das alltägliche Leben von Cadiz. Martin Fischers Inszenierung von Albert Camus´ Stück zeigt den scheinbar aussichtslosen Kampf des Individuums gegen undurchsichtige Machtsysteme. Nicole Scheffel

Nächste Vorstellung: 17.2.2013 im Rudi



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