Wie laue Lüftchen in schwarzen Naturlocken – Das 5. SommerOpenAir der Comödie lädtd zum musikalischen Sprachkurs »Spanisch für Anfängerinnen«


8. August 2019 – Beim Wort Sommertheater setzen für gewöhnlich verschiedene Gedankengänge ein. Draußen sollte es sein, auch von der Optik her bitte ein bisschen luftiger und die Handlung dürfte einem fruchtigen Sangria näher kommen, als einem trockenen Tempranillo. Diese Eigenschaften hat die Comödie auch stets mit ihren Sommerstücken im beschaulichen Innenhof des Hotel Elbflorenz eingehalten.


In zehn einfachen Lektionen gibt »Spanisch für Anfängerinnen« die wichtigsten Regeln beim Kennenlernen, Anflirten, Lieben (und wieder Verlassen) eines „spanisse Junge mit die swarze Naturlocke“ preis. Und auch das Gestaltungskonzept der in das Repertoire deutscher Theater gern aufgenommenen Musik-Comedy ist schnell erzählt: Schönling José erteilt mit hartem iberischem Akzent augenzwinkernde Nachhilfe für paarungswillige Frauen im Spanienurlaub und nimmt dabei zeitgleich den deutschen Mann und unsere unsägliche Tourismuskultur auf die Schippe, während dessen schweigsamer Halbbruder Manolo im passenden Moment mit seiner Gitarre den einen oder anderen spanischen Pop-Song anstimmt. Eva Brunners Zwei-Personen-Stück lebt aufgrund seiner Einfachheit somit von zwei Dingen – dem Temperament von José und der guten Laune des Publikums. Ersteres war durch Boris Rosenberger garantiert. Der schlüpfte nämlich mit Haut und Haaren in die Rolle des heißblütigen Lehrmeisters und könnte damit wohl nur von einem waschechten Spanier als Schauspieler entlarvt werden. Nur Gute-Laune-technisch lief es am sommerlich lauen Premierenabend in Dresden ein wenig anders.


Schon der Einstiegsapplaus fiel verhalten aus. Die prompt von Rosenberger einberaumten Trainingseinheiten in Sachen „issterisse, spanisse Beifall“ waren so auch dringend nötig, um das Publikum erst einmal wach zu bekommen. Songs wie Ricky Martins „Un Dos Tres“ plätscherten trotzdem in der ersten Hälfte nur vor sich hin, und so konnte so mancher schön eingestreute Gag, wie der sich sprichwörtlich im „Las Ketchup Song“ verheddernde José, nicht richtig zünden. Das es auch an eben diesem vereinfachten Konzept Brunners lag und das Publikum den klassischen Klischee-Humor zunächst einfach durchschaute, mag sicherlich auch mit hineingespielt haben. Die verhaltene Stimmung zementierte schließlich eine düstere Passage zur echten, nuklearkatastrophalen Übersetzung des wohl ultimativen Strand-Hits „Vamos a la playa“, nach der sich das Duo in die Pause verabschiedete.


Mit dem zweiten Teil kehrte endlich Freude ein. Anstoß gab wieder Rosenberger, der mitten in einem Songpart genüsslich ein Pausenbrot aß, während sich sein Compagnon Apostolos Naumis einen spanischen Wolf spielte. Auch ein Bad im Hotelteich, Manolos Mondballett zu den Klängen von Loonas „Hijo de la luna“ und ein finaler „Despasito“-Klamauk taten ihr übriges für das Zwerchfell der Zuschauer. Schließlich war Brunner mit dem Publikum also endlich da angekommen, wo es sich spürbar hingesehnt hatte: Bei einem luftigen Sommerstück mit dem Geschmack von Sangria im Mund.

Martin Krönert / Fotos: Tom Kohler

nächste Vorstellungen: 8.-10., 14.-17., 21.-24., 28.-31. August im Innenhof des Hotel Elbflorenz



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