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Tu Fawning am 18. September 2012 im Beatpol.
Endlich mal wieder ein Konzert, das weniger durch technischen Schnickschnack als durch hart arbeitende Musiker überzeugt. Und dabei haben die Protagonisten auch noch so was von Spaß, dass selbiger in Nullkommanichts auf das Publikum überspringt. Tu Fawning geben sich nach einem gefeierten Schaubuden-Auftritt 2011 das zweite Mal die Ehre an der Elbe, im Gepäck die aktuelle Platte »A Monument«.
Auf der Beatpol-Bühne stehen vier Vollblutmusikanten, die sich die Instrumente von Hand zu Hand reichen. Den Platz hinter dem (Lead-)Mikro nimmt zunächst Corrina Repp ein, dabei die Gitarre im Anschlag. Auch wenn sie nicht als alleinige Vokalistin fungiert – ihre kraftvolle Stimme ist wie schon im Studio auch live extrem präsent. Zumindest gefühlt ist die blonde Schönheit die Frontfrau. Aber auch der Rest der Band kann jede Menge Charisma aufbieten. Joe Haege (früher bei 31 Knots und Live-Musiker bei Menomena) etwa, der anfangs mit leicht psychopathischem Blick hinter der Schießbude Platz nimmt, wo er berserkergleich auf die Drums hämmert. Toussaint Perrault, erhöht im Hintergrund in Hemd, Weste und Krawatte stehend, ergänzt ihn perfekt mit seinem Percussionspiel. Ab und an holt er seine verlängerte Trompete hervor, um ihr herzzerreißende Klänge zu entlocken. Schöner Farbtupfer. Einmal tut er dies sogar, während er durch die Zuhörerreihen schlendert. Die dunkelhaarige Liza Rietz komplettiert das Quartett mal mit ihrem sehr pointierten Violinenspiel, mal mit süffisanten Piano- und Synthie-Klängen. Irgendwann setzt sich dann Corrina an das Schlagzeug und Joe schnappt sich die Klampfe, was auch Toussaint später mal tut. Sich die ganze Zeit an nur einem Instrument festhalten – zu langweilig.
Alle Genre-Schubladen weit umschiffend, wirbelt die Combo aus dem Indie-Mekka Portland durch stampfende Tribal-Rhythmen, progressiven Rock, psychedelischen Folk, verträumten Pop und so manchem mehr. Zum Ende steuern Tu Fawning noch eine x-te, aber doch ganz passable Version zum Cover-Universum von »Love Will Tear Us Apart« bei (Warum traut sich eigentlich kaum jemand an ein anderes Joy-Division-Stück?). Ganz zum Schluss steigen die vier Sympathen von der Bühne und verzaubern die begeisterten Besucher mit einem Unplugged-Song.
Okay, Dienstagabend muss man nicht zwingend aus dem Haus raus. Manchmal aber sollte man es doch wagen. So wie an diesem 18. September. Tu Fawning sehen das offenbar ähnlich und bedanken sich gleich mehrfach bei der Ausgeh-Avantgarde. Und diese dankt prompt zurück – mit enthusiastischem Applaus. Stefan Bast/ Fotos: André Hennig




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