Theoriespiel – Ant Hamptons »Ok Ok« amüsiert im Societaetstheater
Was schreibt man über ein Stück, das von seinen überraschenden Wendungen lebt, ohne die überraschenden Momente vorweg zu nehmen? Zunächst die Umstände: Vier Zuschauer, allein im Raum, vier Stühle, vier Leselampen. Sonst nichts, sonst niemand. Jeder hat ein Skript, in dem seine Rolle markiert ist. Auf dem Titel steht lediglich »Frau« bzw. »Mann«. Der Zuschauer hat die Wahl. Einzige weitere Regel: Im Manuskript darf nicht vorgeblättert werden. Das Stück selbst entwickelt sich dabei im Zuge des Lesens, oder besser des Vorlesens. Und was ist das, was man dann da lesen und hören kann? Schwer zu sagen. Die Rollen reflektieren immer wieder sich selbst und die nicht einfache Kommunikationssituation. Unsicherheit, erste Orientierungsversuche. Der Text birgt Hürden. Er kreist immer wieder um sich selbst und dabei um die Lesenden. Und er gibt sich selbst den Lesenden nicht ohne weiteres preis. Zudem ist Identität nicht in jedem Fall gesichert. Gibt es dabei trotzdem so etwas wie ein Publikum, auch, wenn niemand anderes anwesend ist? Geht so etwas?
Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob es sich hierbei eigentlich um ein Gespräch im eigentlichen Sinn handelt. Die Dinge wirken mal echt, mal unecht. Besonders wirkungsvoll entfaltet sich der Text, wenn sich die Lesenden tatsächlich nicht kennen. Das intensiviert die ohnehin ungewohnte Atmosphäre. Wird über einen der Anwesenden gesprochen? Oder »nur« über dessen anzunehmende Rolle? Durch diese theoretische Diskussionsfunktion des Textes kann von einer Entwicklung oder gar einem Inhalt so gar nicht die Rede sein. Das reflektiert auf komplexe Weise eine Vielzahl von theatralischen Aufführungsbedingungen. Was vielleicht etwas akademisch klingt, ist tatsächlich ein sehr skurriler Spaß mit Tiefgang, der einige kleine Herausforderungen mit sich bringt. Und das beste ist der Schluss. Der ist wirklich clever, wird hier aber natürlich nicht verraten. Rico Stehfest
Nächste Vorstellungen: 16./17.4.2013, jew. 18, 19, 20 & 21 Uhr.
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