Sophie Hunger
am 26. Februar 2013 im Beatpol. An diesem Abend zählen wir uns zu den Glücklichen, die sich im ausverkauften Beatpol in Sophies Welt tummeln dürfen. Eine ausgedehnte Tournee führt den derzeitigen Schweizer Qualitäts-Export durch halb Europa – und in den meisten Fällen steht auf der Liste hinter den Namen der Orte ein »Ausverkauft«. So geschehen zu den 6 (!) Konzerten in Berlin, so auch in Dresden. Das Durchschnittsalter des Publikums lag bei, Wunder oh Wunder, deutlich über 40. Nicht selbstverständlich für eine Künstlerin, die erst seit 4 bis 5 Jahren in größerem Rahmen aktiv und bekannt ist. Und für sie ein Leichtes, den begeisterten Zuhörern den Kopf zu verdrehen. Ihre Musik ist originär, wandert zwischen Pop, Rock, Chanson, Jazz und baladeskem Folk hin und her, vermischt die Stile, macht daraus eine Mixtur, die man vorher so wohl noch nicht hörte. Dabei stehen ihr vier Musiker zur Seite, die ihre Handwerk mehr als verstehen: nicht nur eine mit feinem Gespür für Qualität ausgewählte Begleitband, sondern eine Kollaboration, die Sophie Hungers neues Album »The Danger of Light« erst möglich macht – im Studio und auf der Bühne. Vor allem die Rhythmusgruppe fällt sehr positiv auf, spielt auf den Punkt, schält die Strukturen der Songs heraus.
So, wie sich Frontfrau Hunger vom ersten bis zum nunmehr vierten Album entwickelte, so änderte sie auch die Besetzung an den Instrumenten. Bei ihrem Besuch im Beatpol vor zwei Jahren sah man noch ganz andere Mitstreiter auf der Bühne. Sie weiß wohl darum, daß es nicht nur ihre extrem wandelbare Stimme ist, die den Songs, von Ballade bis treibendem Rock, einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Es ist vor allem auch die Leichtigkeit und Eleganz, mit der ihre Compagnons die dynamischen, ausgesprochen ausgefeilten Arrangements dramaturgisch umzusetzen wissen. Bravourös! Das klappt vom Breitwandkino (»Rererevolution«) bis hin zu a capella »Z´Lied vor Freiheitsstatue« allerbestens. Sie verzaubern ihr Publikum in einer Manier, wie sie abwechslungsreicher kaum sein könnte. Abwechslung wird auch bei den Mitteln geboten, die die Texte transportieren sollen: Französich, Englisch, Deutsch und Schwyzerdütsch. Diese Wandelbarkeit ist ihr ja sozusagen in die Wiege gelegt: als Tochter eines Diplomaten, die an verschieden Orten, in unterschiedlichen Sprachräumen aufwuchs.
Mit launigen Ansagen wickelte Sophie Hunger das Auditorium in Nullkommanix um den Finger, eine Freude, ihr bei der typisch schweizerischen Langsamkeit zuzuhören. Der Abend hat sich gelohnt: beste Musik, funktionierender Energietransport von der Bühne ins Publikum und zurück, erheiternde Zwischentöne. Einziger, kleiner Wermutstropfen: wenn der Beatpol ausverkauft ist, dann ist es wirklich voll. Das scheint aber niemanden wirklich gestört zu haben, blickte man doch nach dem Konzert in jede Menge zufriedener Gesichter! Tom Ehrlich/ Fotos: André Hennig
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