»Rfffffffffft. U-u-u-u-u-u-uuuhhhh!« – Die Dresden Frankfurt Dance Company entführt ihr Publikum in eine vertraut fremde Welt


27. Juni 2020 – Wer meint, wir lebten in einer merkwürdigen Zeit in einer komischen Welt, sollte das Wochenende unbedingt für einen Besuch im Garten des Festspielhauses Hellerau nutzen. Dort lädt die Dresden Frankfurt Dance Company mit ihrer Performance-Installation »Selflessness« in ein ganz bemerkenswertes Paralleluniversum.


Als in den letzten Monaten auch die Mitglieder der Compagnie zwangsläufig zuhause sitzen mussten, wollten sie die Zeit nicht untätig verstreichen lassen. Wer es gewohnt ist, kreativ zu schaffen, vor allem auch, sich ständig zu bewegen, sucht zwangsläufig nach »Aus«-Wegen. So entstand die neue Arbeit, die zuvor schon im Bockenheimer Depot in Frankfurt ihre Uraufführung erlebt hat. »Hier draußen, im Garten des Festspielhauses, wirkt die Arbeit aber ganz anders. So gefällt sie mir sogar noch besser«, stellte Jacopo Godani, Künstlerischer Leiter der Company, anlässlich der Dresdner Premiere am Freitagabend zufrieden fest. So erzählt er auch, dass alle Beteiligten gemeinsam das Konzept entworfen, die Botschaft entwickelt hätten.


Entstanden sind fremde, formlose Wesen, wie sie nur die Fantasie des Menschen hervorbringen kann. Allesamt gesichtslos, langsam in ihren Bewegungen, wirken sie zwar fremd, aber in keinem Moment bedrohlich. Die Kostüme haben alle Tänzer selbst in Eigenarbeit zuhause kreiert und geschaffen, wie Godani noch hinzufügte. In ihnen verschwinden sie nicht nur als Menschen, sondern als Individuen. Sie sind trotzdem fremdartig vertraut.

Und jedes Wesen verfügt auch über eine ganz eigene akustische Art der Mitteilung. Dabei wollen sie tatsächlich mit den Besuchern kommunizieren. »Mama, ich kann mit der Spinne sprechen!« Selbst Kindern machen diese so fremden, aber eben friedlichen Wesen keine Angst.


Es sind tierische Laute, die durch den Garten des Festspielhauses hallen. Mal leise, mal lauter. Meist vereinzelt, dann aber in ohrenbetäubendem Lärm einstimmig. Bis nach einem finalen Ruf-Signal alles verstummt. Die Assoziation zu einer Horde Brüllaffen kommt dabei auf. Sowieso ist alles irgendwie eine Art Urwald, ein geheimnisvoller Dschungel. So lässt sich der Abend ganz entspannt mit einem Glas Wein genießen, ohne dass das Publikum sich an einem konkreten Ort wiederfindet. Alles findet im eigenen Kopf statt. Klingt das eine Wesen wie eine Kuh? Oder sind das eher Verdauungsgeräusche?


Irgendwann weiß man nicht mehr, ob das nächste Geräusch von links kam oder eigentlich ein Krächzen der Krähen in den Bäumen war. Was spielt das schon für eine Rolle?

Rico Stehfest / Fotos: Rico Stehfest

nächste Vorstellungen: 27. Juni 19-21 Uhr, 28. Juni 15-17 Uhr.



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