Paranoid Park an den Landesbühnen – Aufwühlendes Theater über Schuld, Jugend und Sprachlosigkeit
In einer Skateranlage in Portland/Oregon treffen sich die Jugendlichen, dessen Ruf nicht der Beste ist, und verbringen die meiste Zeit in dem selbst ernannten »Paranoid Park« zwischen grauen und kantigen Betonflächen. Auch der 16-jährige Protagonist (sein Name wird nicht genannt) hält sich öfter in der Anlage auf. Eines Abends kommt es auf den Bahngleisen, ganz in der Nähe von Paranoid Park zu einem Gerangel zwischen dem Skater und einem Wachmann. Dabei trifft das Skateboard den Mann und durch den Stoß wird er auf die Gleise geworfen und von einem Zug überrollt. In seiner Panik wirft der Junge Skateboard und die blutigen Sachen fort. Im folgenden versucht er mit der Tat umzugehen und schwankt, ob er mit Jemanden sprechen oder lieber schweigen soll.

Als bekennender Verehrer von Gus van Sant, packte mich auch sein Film »Paranoid Park« von 2007, der mit beeindruckenden Bildern daher kam und auf dieser Basis ging ich mit einer hohen Erwartung in das Theaterstück, das von Jan Böde inszeniert wird und auf dem Roman von Blake Nelson basiert. Während aber im Film der Lifestyle von jungen Skatern einen hohen Stellenwert bekommt, deren Lebensmitte der Skatepark ist und die mit dem Sport aufwachsen, wird auf der Bühne mehr die innere Gefühlswelt des Protagonisten (Moritz Gabriel) bedacht, die durch drei äußere Parteien hin und her schwankt. Die drei Darsteller um die Hauptfigur sind mit einer Doppelrolle besetzt und nehmen in ihren beiden Figuren jeweils eine Stimme ein. So weiß der Junge auf der einen Seite, dass es richtig ist, sich der Tat zu stellen und sich der Moral fordernden Stimmen des Kommissars und des Vaters (Michael Berndt) zu beugen. Auf der anderen Seite stehen aber die gleichaltrigen Freunde (Johannes Krobbach), die den Tod des fremden Wachmannes wohl einfach verdrängen würden. Am Ende bietet Marcy (Julia Rani) einen Ausweg an: Wenn er nicht sprechen möchte, soll er alles aufschreiben.

Im Stück gelingt eine eindrucksvolle Betrachtung der Gedankenwelt des Protagonisten, indem jede Figur ein Stück in dessen Kopf einnimmt und für ihn als Sprachrohr agiert. Daneben beschäftigen ihn aber auch noch andere Dinge. Die Beziehung der Eltern ist auseinandergegangen und vor allem die erste Beziehung mit einem Mädchen muss irgendwie gemeistert werden. Schließlich kann man sagen, dass es eine gelungene Studie über die Auseinandersetzung mit Schuld in jungen Jahren, gepaart mit dem alltäglichen Problemen des Erwachsenwerdens ist, auch wenn durch die innere Analyse ein wenig die Aura um die Skaterszene untergeht. Jenny Mehlhorn/Fotos: Hagen König

Weitere Termine im Stammhaus in Radebeul: 11.12.2013 & 9./13./17./29.1.2013



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