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Marteria »Allein auf weiter Tour 2017« im Club Puschkin
Eines vorweg: Dies ist keine Konzertkritik im klassischen Sinne, denn ich bin ein voreingenommener, verblendeter Fan. Ja, so ist das. Klarkommen oder abschalten!

Kennt ihr das? Ihr entdeckt einen Künstler kurz vor dem großen Durchbruch und habt noch die Chance, diesen in einem kleinen Club in intimer Atmosphäre zu sehen, bevor er dann die großen Hallen bespielt und es mit der Intimität und den kleinen, schwitzenden, wändevibrierenden Clubs vorbei ist? Ja? Dann könnt ihr euch glücklich schätzen! Mir war das leider nicht vergönnt bei Marteria aka Marsimoto. Mit gewaltigen Tomaten auf den Augen, muss ich rumgerannt sein, dass der mir einfach so durch die Lappen gegangen ist. Erst als sich die große Herde in Bewegung gesetzt hat, bin ich mitgetrabt. Und dann diese Nachricht, welche über Instagram gepuscht wurde: Wir spielen die Clubtour von 2009 einfach nochmal – Allein auf weiter Tour 2017! Das bedeutet für jeden Gig nur 200 bis 300 Karten und Back to the roots in die schwitzenden, wändevibrierenden Schuppen. GEIL! Nicht einmal 60 Sekunden hat es gedauert, bis die Tour ausverkauft war. Und das Allerbeste: Tour-Auftakt in Dresden im Puschkin! MEGAGEIL! Wir würden also die ersten sein, welche die neuen Songs von der neuen Platte »Roswell« (erscheint am 26. Mai 2017) zu hören bekommen sollten. Für so nen richtigen Fan, ist das wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen.
Also am Sonnabend hin ins Puschkin zum Tourauftakt mit den neuen Songs und einer garantiert hautnahen Atmosphäre. Was soll ich sagen? Es ist schwer in Worte zu fassen. Es war wie ne Rakete im Hintern. Die alten Songs auf den Punkt, dass der Boden zitterte und die Stimme beim Mitgrölen versagte. Die neuen Songs politisch, nachdenklich, tief, obwohl das Thema des Albums oben liegt: »Orbit, Ufos und Aliens«. Die Fans vom ersten Beat an mit dabei. Waren es beim ersten Puschkin-Konzert 2009 nur knapp 60 Zuschauer, platze die Hütte nun fast und wackelte beim Bouncen der Masse. Okay, die Anlage hätte eine bessere sein können, aber wie sagt Marsimoto: »Eine kleine Bühne: Na Und? Klingt der Sound halt mal scheiße.« Nicht scheiße, nein bei weitem nicht, sondern authentisch. Und Marteria selbst? Man kann nicht von der Hand weisen, dass er ein schlagendes optisches Argument ist, um vor allem die Damenwelt zu überzeugen. Obwohl ich glaube, dass sogar Männer ihn gern ansehen. Aber selbst wenn er auf der Attraktivitätsskala auf einem geringeren Niveau rangieren würde, wäre da immer noch dieses kreative und, ja man muss es sagen, verführerische Talent.

Was Marteria mit Sprache macht, ist so außergewöhnlich. Er seziert sie, sucht nach neuem Sinn, neuen Kontexten, bastelt sie wieder zusammen und ballert sie mit Zeitgeist, fetten Beats, die mal aus dem Dschungel, mal aus der Savanne, mal aus dem Weltraum und mal von den Straßen Berlins zu stammen scheinen, in die Welt hinaus. Mit einer Coolness, die er gepachtet zu scheinen hat. Ich weiß, cool sagt man nicht mehr, dass ist uncool. Egal – trotzdem machen. Ach ja und das verführerische Talent! Er ist nicht nur eine geborene Rampensau, er versteht es auch, die Massen zu dirigieren, was seine Livekonzerte zu einem Event macht, bei dem sich am Ende jeder als Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft fühlt: ALLE, ALLE, ALLE ODER KEINER! Er hat uns auch im Puschkin wieder dazu gebracht, völlig auszurasten und unsere Shirts, die wir uns zuvor von den Leibern gerissen haben, einfach wegzufucken. Über die verkaufswirksame Dimension dieser Aktion, nach dem Konzert am Merchandise-Stand, brauchen wir nicht reden. Und bei allem ist er selbst voll dabei, was sehr anschaulich auf dem Plakat für die große »Roswell«-Tour Ende 2017 zu sehen ist ( am 13.12.2017 in der Messe Dresden).
Nachdem ich mir nun völlig durchnässt und erschöpft einen trockenen Pullover am Merchandise gezogen habe, wie ein verrückter Teenager ein Selfi mit Marteria gemacht und mich nebenbei ganz höflich für das Konzert bedankt habe, bleibt nur noch Eins zu resümieren: Einmal ne kollektive Eskalation in nem kompakten Clubformat, bitte! Geile Idee! Eine Liebe! DANKE MARTERIA + Team! Ulrike Schirm




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