Mapplethorpe - Look at the Pictures ab 3. November im Kino
Muss Kunst schön sein und darf sie das Obszöne zum Gegenstand haben? Genau diese Fragen haben Robert Mapplethorpes Fotografien, die BDSM-Szenen ebenso zeigen wie Celebrities, von Anfang an aufgeworfen. Eigentlich sollten diese Fragen seit der Moderne abgehakt sein. Kunst darf schocken und provozieren, und spätestens seit den 70er Jahren tut sie es regelmäßig. Robert Mapplethorpes Fotografien gehören längst in den Kanon der Kunstgeschichte. Sich diese Bilder noch einmal anzuschauen, mit einem anderen, vielleicht unvoreingenommenen Blick, ist daher das Anliegen der Dokumentation „Look at the Pictures“, die am 3. November in die deutschen Kinos kommt. Und tatsächlich zwingt sie den Betrachter, die Bilder intensiv zu betrachten. Gleich zu Beginn zeigt sie das wohl provokanteste Foto Mapplethorpes: Das Selbstbild mit Peitsche. Und diese Peitsche steckt, nun ja, nicht in seiner Hand. Damit aber eröffnet die Doku den Blick auf Mapplethorpe als Agent Provocateur. Das ist auch das Bild, das er von sich selbst vermitteln wollte. Mapplethorpe arbeitete unermüdlich an seinem Ruhm, auch als er längst an HIV/Aids erkrankt war. Seine Wegbegleiter und Familie machen kein Geheimnis daraus.
Dass ausgerechnet Patti Smith, die Robert Mapplethorpe und ihrer Beziehung zu ihm ein literarisches Denkmal in ihrem Buch „Just Kids“ gesetzt hat, nicht Teil der Doku ist, befremdet etwas. Man kann vermuten, dass sie mit dem Bild, das Randy Barbato und Fenton Bailey von Mapplethorpe zeichnen, nicht ganz einverstanden war. Einen neuen Robert Mapplethorpe zeigt uns die Doku nicht. Und obgleich sie fraglos auf die Bilder schaut, blickt sie doch nicht dahinter. Sie zeigt uns das, was Menschen wie Senator Jesse Helms, der den Titel gebenden Satz im Rahmen einer Kampagne gegen Mapplethorpe aussprach, sehen will: Das Obszöne. Ein wenig tiefer hätte sie eindringen können in die Themen Masochismus und Scham und deren Verbindung zu Mapplethorpe, der in einem streng katholischen Elternhaus aufwuchs. Sehenswert ist die Doku trotzdem. Marlen Hobrack

Großbritannien 2016; Regie: Fenton Bailey, Randy Barbarto. Ab 3. November im Thalia Kino zu sehen. Mehr zum Film unter www.mapplethorpefilm.com/



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