Ich bin ein Marteria Girl
Es gibt geile Live-Konzerte. Es gibt megageile Live-Konzerte. Und es gibt Marteria aka Marsimoto. Was am 21. August 2015 bei den Filmnächten am Dresdner Elbufer passierte, ist für mich immer noch nicht so richtig fassbar. Es ist Freitag, 19.30 Uhr: 12.000 Menschen, Sonne mit etwas Wind – die Frisur sitzt. Zumindest NOCH. Schon bei der Vorband war die ganze Schönheit dahin. Obwohl Vorband kann man die Kollegen nicht wirklich nennen. Es war niemand geringeres als Kraftklub, die aus Chemnitz, sozusagen undercover angereist waren. Von Überraschungsschreien und plötzlich einsetzender Partystimmung getragen, schmettern Kraftklub ihre bekanntesten Songs und schwenken auch noch ihre »RANDALE-Flaggen«. Die Leute gehen voll ab, brüllen, sind für den Ausnahmezustand bereit – aber warte mal, wir waren doch hier wegen ääähh... Ach ja »Marteria«, bisschen »Hip« und bisschen »Hop«. Schluss mit Indie! Umbaupause.
Marteria startet direkt mit einem seiner Hits und fragt Dresden: »Oh mein Gott, dieser Himmel, wie komm ich da bloß rein?« Ist doch jetzt erst mal egal Marteria! Heute bist du hier, wir sind hier, das ist euer Tour-Abschluss für die nächsten zwei Jahre, also vergiss diesen Himmel, lass uns jetzt und hier in Dresden die Welt genießen. Oh... und wie wir genießen! Mit Energie, Power und einer herzleichten, sympathischen Art beherrscht er die Bühne und das Publikum. Die Anlage ist fett und der Beat drückt, dass uns die Kopfhaut zittert. Krass – so muss sich Bass anfühlen! Nach »Kids« – oder waren’s die »Lila Wolken«? Egal – ist es Zeit für »Marsimoto«. Marteria schleicht sich von der Bühne, während die Band noch instrumental bei der Sache ist. Plötzlich: Schwarz. Dann ein kleiner grüner Hoffnungsschimmer: »The call him Marsi – Ene Mene«! Mit »Grüner Samt« ist gleich klar um was es geht, und ja es erhebt sich tatsächlich ein grünes Wölkchen. Marsimoto schreit: »Endlich wird wieder gekifft!« Viel aggressiver, härter, ein bisschen schizophren ist Marterias Alter Ego. Endzeitstimmung. Er spielt mit dem Publikum, distanziert sich, ganz anders als Marteria. Schon klar, er ist ja auch Marsianer aus »Greeeeen Berlin«. Nach dem Grünen: Verschnaufpause mit Marterias »Verstrahlt«. Er kennt eben seine Marsimoto-Fans. Danach bewegen wir uns schon mit großen Schritten auf's Ende zu. Ab da zieht alles wie ein Rausch durch Herz und Kopf. 12.000 Menschen sitzen auf dem Boden, der Beat setzt ein, die Leute springen auf und brüllen »Feuer« und aus der Bühne stechen drei Meter Hohe Stichflammen in den Himmel über Dresden. Es sind immer wieder die letzten 20 Sekunden, in denen wir alles geben. Inzwischen sind auch die Jungs von Kraftklub mit auf der Bühne. Nickis aus: Alle oder keiner! »Und bei den letzten 20 Sekunden will ich mal sehen, ob Dresden Eier hat!«, brüllt Materia. Dresden hat Eier und tausende Shirts fliegen zugleich in die Luft. Das Adrenalin kocht über: Stagediving – und ja ich habe Marterias nackten, verschwitzten Rücken angefasst... Als wäre das alles noch nicht genug explodiert eine Konfettikanone. Ende! Nach 2 Stunden sind alle fix und foxi. Marteria humpelt nur noch und sieht am Oberkörper zerkratzt aus. Na er kann sich ja nun zwei Jahre davon erholen. Dieser Mann hat zusammen mit seiner großartigen Live-Band hat alles gegeben, um das Elbufer zum kochen zu bringen. Hätte ich Kuscheltiere in die Finger bekommen, ich hätte sie auf die Bühne geworfen. Zum Glück hatte ich diesmal etwas anderes zwischen den Fingern – Ene Mene. Marteria Girl/ Foto: Paul Ripke
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