»I will be famous« – Ein Theaterkonzert über das Boyband-Phänomen im tjg. theater junge generation
Mädels, jetzt mal ehrlich: Waren wir nicht alle mal Fans vom schüchternen Nick der Backstreet Boys? Wie oft haben wir gehofft, dass uns Justin Timberlake nicht nur vom Poster über unserem Bett zuzwinkert oder uns Take That-Aussteiger Robbie Williams seine Liebe gesteht? Texte, wie »Ooh baby you’re always on my mind« oder »We’ll be together, this time forever« trieben die Endorphin-Produktion der Mädchen zum Höhepunkt und lösten mit »Your love is my only desire« ohrenbetäubende Kreischtiraden aus. Das Phänomen der Boygroup, ein Konglomerat aus unterschiedlichen Typen von Jungs, die singend und tanzend ihr hauptsächlich weibliches Publikum beeindruckten, erreichte in den 90er Jahren seinen Gipfel.
Wie sich das Kuriosum Boyband überhaupt entwickeln kann, welche Geheimnisse hinter einer solchen Jungs-Formation stecken und wie sich Erfolg und Niederlage in einer Bandgeschichte abzeichnen, zeigt Regisseur Dominik Günther in »I will be famous«. Zusammen mit der Band Testsieger und fünf musikalisch äußerst begabten Schauspielern (Charles Ndong, Erik Brünner, Gregor Wolf, Marc Simon Delfs und Nahuel Häfliger) verwandelt er die Theaterbühne in ein Konzerthaus, das mit bekannten Boyband-Hits und Popklassikern verschiedener Musiksparten aufwartet. Ergänzt wird die hier thematisierte Band (The Boys With White Shoes On A Black Floor, kurz TBWWSOAF) durch einen weiblichen Gegenpart, bestehend aus – wie sollte es in einer Girlband auch anders sein – drei unterschiedlichen Mädchentypen, die gesanglich mit TBWWSOAF mithalten können.
Erzählt wird die Geschichte von fünf normalen Jungs, die alle aus einem nichtssagenden Dorf stammen und von der ganz großen Karriere im Showbiz träumen. Die Unbarmherzigkeit ihres Plattenchefs und der Musikbranche wird dadurch unterstrichen, dass sie ihre Persönlichkeit verleugnen, frisierte Biografien als ihre eigenen verkaufen und aus dem größten Bandkonflikt noch Profit schlagen müssen. Groupies, Alkohol, Drogen und Selbstzweifel verdeutlichen den Bandmitgliedern neben all dem Ruhm die Kehrseite der Popmusikmedaille.

Beim Besuch von »I will be famous« sollte man keinen klassischen Theaterabend erwarten, denn die Auftritte der Band bestehen zum Großteil aus Choreografie-Tänzen, A capella-Gesängen, Rock-Performances und Solo-Parts, die durch Hintergrundinformationen über die Bandmitglieder und die Entwicklung der Bandhistorie ergänzt werden. Insgesamt erlebt man als Zuschauer eine fulminante Show aus Kostümen und Coversongs, die trotz oder gerade wegen ihrer Verortung in den 90ern zum Mitsingen und Mitgrooven animieren. Am Ende des Abends konnte das Publikum im aufgeheizten Saal auch nicht mehr still sitzen und nach enthusiastischem Applaus tanzten alle, so gut es eben in den engen Theaterreihen möglich war, zur Bandzugabe mit. Carolin Herrig/ Fotos: Klaus Gigga

Weitere Vorstellungen: 12.5./ 13.5./ 14.5./ 15.5./ 16.5.2014



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