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»Hol' die Ellenbogen raus, burn dich aus« – die bühne präsentiert »Die Auserwählten«
Ziellos und panisch stöckeln die vier Darstellerinnen Laura Stoer, Susanne Brumme, Sarah John und Anna Felsing durch ein Bürochaos aus umherwirbelnden Dokumenten, herabfallenden Ordnern und dem monotonen Krachen des Lochers. Den perfekten Soundtrack dazu liefern Irie Révoltés mit ihrem Abgesang an den eintönigen Arbeitsalltag »Travailler«, der zum Refrain des Stückes wird. In fünfzig Minuten zeichnen die vier Businessladys ein überspitztes, groteskes Bild unserer Leistungsgesellschaft. Dazu braucht es nicht mehr als ein schlichtes, von Drehstühlen bestimmtes Bühnenbild und ein paar einfache Requisiten. Die Dialoge der überambitionierten Karrierefrauen entlarven recht schnell deren Lebensmotto: »Ich leiste, also bin ich«. Ein Privatleben wird ja generell überbewertet, genauso wie Schlaf. Schließlich hat man einen Vorrat an Koffeintabletten, Ritalin und Alkohol. Natürlich bleibt dabei das Zwischenmenschliche auf der Strecke. Doch das ist halb so wild, denn die Liebe ist mittlerweile eh zum Markt geworden, auf dem man seine Männer ganz bequem im Internet einkaufen kann. Nur keine Schwäche zeigen, und wehe dem Workaholic, der sich auf der Toilette auch nur ganz kurz ausruht. »Ist der Druck nur groß genug, ist man zu Übermenschlichem in der Lage«. Am Ende verharrt die Leistungselite in resignierter Phrasendrescherei und erstarrt im ewigen Konkurrenzkampf, deren wahren Motivationsgrund keiner kennt. Unter der Regie von Jeannine Wanek präsentiert die bühne mit »Die Auserwählten« eine prägnante, energiegeladene Satire auf die erfolgsgeile, völlig entmenschlichte Arbeitselite. Nicole Scheffel

Nächste Vorstellung: 26.4.2014



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