Heal the world zum Zehnten: The Sound of Bronkow Festival
Als das Sound of Bronkow 2010 zum ersten Mal stattfand, war Dresden noch eine andere Stadt. In den im Jahr zuvor abgehaltenen Landtagswahlen war der zweithöchste Balken noch pink und die SPD war sogar zweistellig. Wie dem auch sei: auch am Wochenende des 30./31. August und 1. September 2019 strömten Musikinteressierte ins Societaetstheater, um dem Festival beizuwohnen. Nach einem geglückten Auftaktabend (und anschließender Partynacht im Ostpol) am Freitag gab es am Samstag eine Premiere: »10 Jahre musste das SOB alt werden, bevor es sich endlich einen Secret Act leisten konnte«, hieß es im Vorfeld auf der Website des Festivals. Dieser stellte sich dann als alte Bekannte heraus. Bereits 2015 kamen die Zuhörer in den Genuss der gefühlvollen Singer-Songwriter Musik von Lilly Among Clouds, die einige neue Lieder ihres noch dieses Jahr erscheinenden Albums »Green Flash« zum Besten gab. Nach dem anfänglichen Applaus-Ausbruch herrschte andächtige Stille im Saal, sobald der erste Ton aus dem Mund der straubinger Sängerin ertönte – erwähnt sei hierbei auch die wunderschöne Cello-Begleitung.
War die Stimmung bis dahin theatertypisch zurückhaltend gewesen, so änderte sich diese gegen 22 Uhr komplett. Mit Swutscher kam die wohl bekannteste Band am Samstagabend auf die Bühne. Mit scheppernden Gitarren und kratziger Stimme heizte ihr Surf-Country dem Saal ordentlich ein, was dem inzwischen auch nicht mehr ganz nüchternen Publikum sichtlich entgegenkam. Vorbei war es mit dem bedächtigen Geklatsche – im Societaetstheater wurde gegrölt und geschunkelt wie in einer Eckkneipe auf St. Pauli.
Doch nicht nur die namhaften Bands wussten zu überzeugen. Bereits am Nachmittag bei den kostenlosen Konzerten im Garten des Theaters wussten Musiker wie Thomas Henley, der mit seinem elektronisch angehauchten Sound unerwartete Akzente im ansonsten doch recht analogen Programm zu erfrischen. Vor allem aber war es die nette, sonnige Athmosphäre zwischen den Bäumen, die Eindruck hinterließ.
Für besonders ausdauernde Besucher gab es übrigens noch einen schönen Abschluss des zweiten Festivaltages zu erleben: in den Räumlichkeiten des Thalia Kinos erhob sich der komplette Raum zum gemeinsamen »Heal the world«-Singen – der ein oder andere wird dabei sicher bereits an den Wahlsonntag gedacht haben.
Anton Schroeder
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