Have a break! - die bühne vertanzt »Langeweile«
Ein Lücke. Ein Unmoment zwischen zwei Ereignissen? Was ist Langeweile? Und kann man sich mit Langeweile auseinandersetzen, ohne, dass es langweilig wird? Die bühne hat sich in einem tänzerischen Selbstversuch in diese Fehlstelle im System begeben, sich dabei aber nicht sonderlich weit vor gewagt. Im charmlosen Klemperersaal läuft die Projektion einer Stoppuhr rückwärts. Eine ganze Stunde. Etwa fünf Minuten vor dem Nullpunkt bleibt sie stehen. Das war's aber auch schon. Und? Langeweile? Nicht zu sehen.
Sechs Darsteller beginnen ihre tägliche Routine mit dem Weckerklingeln und lassen uns ganz genau wissen, was sie tun. Hauptsächlich Unialltag. Auch der geht vorbei. Den Höhepunkt, der keiner ist, bildet das abendliche Bierchen mit Freunden in der Neustadt. Dann aber ab ins Bett. Klar, auch hier grüßt täglich das Murmeltier, aber von Langeweile noch immer keine Spur.
Zwischendurch gönnen sich alle eine Pause. Gruppenkuscheln auf dem Boden. Dabei erfährt man, dass Langeweile doch tatsächlich bewusst wahrgenommen wird. Und unterm Strich eigentlich positiv besetzt ist. Aber wo ist sie denn nun, die viel Beschworene, vor der wir angeblich alle so panische Angst haben? Das Loch, in das wir angeblich zu fallen drohen und vor dem uns nur noch unsere Smartphones retten können?
Stattdessen Plattitüden à la »Auch Nichtstun will gelern sein«. Und Prokrastination ist auch kein Synonym für Langeweile. Antriebslosigkeit, Leere oder Lustlosigkeit wirken wie Füllwörter, die Langeweile geradezu zu negieren scheinen. Der gähnende Abgrund, an dessen Rand man im Fall tatsächlicher Langeweile zu stehen scheint, bleibt außen vor. Das einzige, das sichtbar wird ist die Tatsache, dass es im alltäglichen Einerlei keine Langeweile gibt. Ende der Durchsage. Das ist ein bisschen dünn.
Die choreographischen Ansätze vertiefen die Thematik nicht, treffen keine Aussage. Sie reichen auch nicht zur Illustration. Ganz egal, dass es sich hier um keine Profitänzer handelt. Niemand erwartet Sensationelles. Deswegen muss das Bewegungsvokabular aber noch lange nicht unterkomplex ausfallen. Ohne Ineinandergreifen aller Ausdrucksformen funktioniert die Sache nicht so richtig. Und das ist doch langweilig, oder?
Rico Stehfest / Fotos: Matthias Spaniel
Nächste Vorstellungen: 16. & 21.-23.11.2014, jew. 20.15 Uhr.
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