Es geht um Kopf und Kragen.
Das Sommertheater im Bärenzwinger zeigt »Marie-Antoinette – Revolutionen sind nicht nett«.

Das aktuelle Sommerstück im Bärenzwinger erzählt von der französischen Revolution, die nicht nur die Nation veränderte, sondern für den Beginn des modernen Europas steht. Die Erzählung ist natürlich eine Kurzfassung – und in Reimen. »Es lärmt der Pöbel draußen auf der Straße, das stört mich, wenn ich pudere meine Nase«, klagt König Ludwig XVI., dem das ständige Gejammer der Bevölkerung auf die Nerven geht. Dieselbe Ignoranz und Überheblichkeit zeigt sich auch bei den Vertretern der Nationalversammlung: Adel und Klerus waren dem niederen Volk einfach immer schon überlegen. Als später die großen Revolutionäre, Robespierre und Danton auftreten, zeigen sich die inneren Konflikte und die Aggressivität, die dieser Revolution innewohnt.

Der Fokus liegt aber auf Marie-Antoinette. Sie verkörpert das prunkvolle und verschwenderische Hofleben. Natürlich hasst auch sie das dumme Volk, und während sie sich ausschließlich um sich selbst kümmert, übersieht sie die von der Revolution ausgehende Gefährdung für ihr eigenes Leben vollkommen. So zeigt sie ihre Empörung: »Scheiß Franzosen, ihr! Was bildet ihr euch ein? Bei mir daheim, im schönen Österreich, gehört kein Fußballklub einem orientalischen Scheich. Wir lieben unsere Heimat, unsere Berge, unsere Täler. Da wird niemand für Gänsepastete zum Tierquäler.« Marie-Antoinette wird von Marlène Jeffré gespielt, der es großartig gelingt, die Naivität und Überheblichkeit der Figur darzustellen.

Dass in der Inszenierung von Peter Förster auf viele aktuelle Themen angespielt wird, versteht sich von selbst. Vier Schauspielerinnen und ein Schauspieler schlüpfen in die verschiedenen Rollen und reimen sich (teilweise) um Kopf und Kragen. Sie sind mit Herzblut bei der Sache und zeigen, dass sie nicht nur wunderbar spielen, sondern auch singen können. Die Moral liegt im Auge des Betrachters. Alles in allem ist »Marie-Antoinette« ein sehenswertes Stück mit viel Leichtigkeit und Witz auf der einen Seite und mit einem kritischen Blick für die Gegenwart auf der anderen.
Text: Frida Hering / Fotos: Tobias Kade

Noch bis 8. September 2024 tgl. außer montags: »Marie Antoinette – Revolutionen sind nicht nett« im Bärenzwinger. Tickets + Infos: www.sommertheater-dresden.de/theaterstueck/sommertheater-2024/



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