Die feuerrote Blume, die alle haben wollen – Sommertheater des tjg. im Zoo

Toll ist sie – die Hexe Baba Jaga: hochaufgeschossen, ein Edelpunk in Lack und Leder. Die Vorlage der russischen Märchenfilme aus den 1970er Jahren haben die Regisseurin Ania Michaelis und die Bühnen- und Kostüm-Bildnerin Grit Dora von Zeschau ordentlich gegen den Strich gebürstet. So entstand ein schwungvolles, zeitgemäßes Bühnenstück, das die ziemlich bräsige Ausstrahlung der Sowjetfilme abgelegt und dennoch den Zauber der Geschichte, die inzwischen die dritte Generation begeistern soll, nicht verloren hat.

Die Handlung ist auch den Eltern und Großeltern bestens vertraut: Da verliebt sich die Hexe Baba Jaga in den schönen Prinzen und schenkt ihm als Liebesbezeugung die feuerrote Blume. Doch den Prinzen treiben just in diesem Augenblick andere Probleme um und so verweigert er schnöde das Anerbieten. Baba Jaga ist verständlicherweise not amused und verwandelt den Prinzen in ein Ungeheuer, bleibt allerdings auch im Zauberschloss gefangen. Erlösung für beide kann es nur geben, wenn ein Mädchen reinen Herzens das Ungeheuer liebt. Und da kommt die verträumte Kaufmannstocher Aljona und ihre beiden Schwestern ins Spiel…
Die Puppenspieler, Schauspieler und Musiker machen in diesem genreübergreifenden Stück aber auch noch weitere Ebenen auf und erzählen die Geschichten von verpassten Gelegenheiten und wie wichtig es ist, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein. Da wird dann auch ziemlich durch Zeit und Raum gefegt – um dies zu symbolisieren, sind die Spielebenen mit großen Röhren verbunden, die man auch als Wurmlöcher identifizieren könnte – eine ziemlich clevere Idee.

Dramaturgisch im Rahmen gehalten wird die Handlung durch die beiden Erzählerfiguren, den alten Mann und den Waschbären. Der Puppenspieler Daniil Shapov verleiht dem Pelztier ungemein viel Charme und Witz, so dass ihm vom ersten Moment an die Herzen zufliegen. Die Herzen fliegen auch dem jungen Paar zu, selten war ein Töchterlein liebreizender und ein Prinz athletischer. Aber auch die Schwestern Olga und Lena und der Kaufmann Fjodor stehen dem mit ihrer Schauspielkunst in nichts nach und sind dramaturgisch differenziert und durchweg sympathisch gezeichnet. Die musikalische Auswahl, die Kostüme und die Choreographien komplettieren eine unterhaltsame, dynamische Inszenierung, die sich liebevoll die filmische Vorlage zitiert, aber auch gelungen ein modernes Theaterstück auf die Bühne bringt.

Jana Betscher

„Die feuerrote Blume“, für Kinder ab 6 Jahren, wird bis 28. Juni in 21 Vorstellungen auf der Freilichtbühne des tjg. im Zoo gezeigt. Der Zoobesuch am Tag der Vorstellung ist im Ticketpreis enthalten. Termin, Karten und weitere Infos gibt es unter www.tjg-dresden.de



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