Beobachtung 2. Ordnung – die bühne verkompliziert im 2. Teil der Amateur-Trilogie den »Regisseur«
05. Februar 2017 – Kündigen Sie Netflix! Was grundsätzlich schon mal eine gute Idee ist, wird hier zum Credo erhoben. Wer braucht schon Serien-Streaming, wenn er ins Theater gehen kann? Live-Streaming, sozusagen, ist ja viel besser, weil ganz nah dran an der eigentlichen Dramatik des Lebens. Im Theater säße man im »Führerbunker der Phantasie«, so heißt es. Soso. Und wer ist der Führer? Natürlich der Regisseur. Wer auch sonst. Hier heißt er Klaus Kafalnik und trägt einen Schnurbart. Oder besser: Kristina Pflugbeil trägt einen Schnurbart. Und behauptet, sie wäre ebenjener Klaus Kafalnik. Der ist nämlich irgendwo in der Versenkung verschwunden. Und deshalb geraten die Dinge so bisschen außer Kontrolle.
Oben soll die große Geste des Theaters belebt werden, während die anderen aber eine Etage tiefer einen Film drehen wollen. Tja, kommt nicht viel bei rum, wenn jeder was anderes will. Vor allem, wenn die Dramaturgie die Personenkette abreißen und das Publikum mit einer leeren Bühne zurück lässt. Da hilft auch kein überbrückendes Rumoren aus der Garderobe. Das ist höchstens eine gute Gelegenheit für den Zuschauer, einen Schluck Bier zu nehmen, ohne gleichzeitig was zu verpassen.
Die Einzige, die mit dem Textbuch auch den Überblick hat, ist die Souffleuse. Entsprechend luzide fallen ihre Vorschläge aus, wie man der Misere entkommen könnte. Nur, die Souffleuse darf man ja nicht ernst nehmen. Ihre Ideen klauen hingegen schon.
Ist Klaus Kafalnik deshalb verschwunden? Ist er doch am Theater Zittau gelandet? Oder hat ihn jemand zersägt? Das erklärt er später selbst. Deus ex machina geht kaum formschöner. Er breitet die Arme aus und segnet mit salbungsvollen Worten die Welt des Theaters. Ja, und? Irgendwie kratzt sich das Publikum trotzdem am Kopf.
Sicherlich, der zuckersüße Gesang von Gustav (»Rette die Wale / stürzt das System«) lässt alle nicken. Und irgendwann meint ja auch jemand so auf ganz kluge Weise, handeln sei schuldig werden. Sapere aude! Nur: Das wussten wir schon.
Rico Stehfest / Fotos: Maximilian Helm
nächste Vorstellung: 05. Februar 2017, 20.15 Uhr, die bühne
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