Beatsteaks
am 29. Juni 2024 auf der Parkbühne Wuhlheide in Berlin.
Die Beatsteaks haben geladen und alle sind gekommen. Gleich an zwei Tagen bittet der Berliner Fünfer in sein Wohnzimmer, um gemeinsam mit Fans die Veröffentlichung des neuen Albums zu feiern. Das heißt »Please« und ist toll. So treffen sich am letzten Juniwochenende zigtausend Menschen im Berliner Osten, um gemeinsam mit Peter, Bernd, Thomas, Torsten und besonders Arnim eine ordentliche Party zu feiern. Der hatte am Samstag auch noch Geburtstag. Den Fünfzigsten. Klar, dass da Fans der ersten Reihe Happy-Birthday-Banner über die Absperrgitter flattern lassen und die komplette Freilichtbühne ein Geburtstagsständchen trällert. Was für ein Fest!
Nun ist ein Beatsteaks-Konzert ja nie ein schlechtes Konzert. Das weiß man, das ist Fakt. Auch am Samstag, dem zweiten Showtag ist das nicht anders. Zum elften Mal steht die Band an diesem Abend auf der Bühne in der Wuhlheide, wie Arnim nicht ganz ohne Stolz erzählt. Elfmal Abriss, elfmal Knutschen bei der Wall of Love. Das Wetter hält.
Vom kleinen Seeed-Ableger Tutti Bounce als Vorband ordentlich in Stimmung gebracht, starten die Beatsteaks nach einer kurzen Umbaupause mit dem neuen Song »Traumschiff« in den Abend, bevor »Ain’t Complaining« und »Milk & Honey« die Wuhlheide weiter auf Betriebstemperatur bringen. Ist das Wochenende zwar als Release Party der neuen Platte angekündigt, finden insgesamt nur drei Songs von »Please« den Weg ins Programm. Das ist völlig in Ordnung, schließlich weiß die Band, was das Publikum von ihnen erwartet. Hits, Hits, Hits! Und die kommen reichlich, mit Klassikern wie »Hand in Hand«, »Hail to the Freaks«, »Let Me In«, aber auch »Detractors«, der ersten Single vom Neuling.
War man gerade erst auf Tour durch alternative Jugendzentren, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen, bezieht Arnim auch an diesem Abend klar Stellung. Das erklärte Motto: »Widerstand leisten und entgegentreten, bevor alles im Arsch ist«. Als Gitarrist Peter Baumann etwas später den Linie 1-Klassiker »Hey Du« anstimmt, werden Tränen verdrückt, wird sich in den Armen gelegen und beim Rausschmeißer des Abends, der Huldigung an Joe Strummer »Hello Joe« ist nochmal starkes Abtanzen angesagt. 29 Jahre Bandgeschichte, eine Setlist wie ein Kurzurlaub.
Dabei herrscht nicht nur direkt vor der Bühne den ganzen Abend Schleudergang. Alle drehen durch und das bis in die obersten Ränge. Sogar in der Warteschlange am Bier wird gehottet und mitgesungen. Viele alte Bekannte sind am Start, teilweise leicht ergraut am Haaransatz, manchmal mit Kids in Punk-Shirts auf den Schultern oder Bratwurst mit Senf in der Hand – egal wie, egal wo, immer im Rhythmus, immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Die Beatsteaks haben geladen und alle sind gekommen. Was für ein Fest!
Text: Matthias Hufnagl / Fotos: Winson
Eine Rezension von »Please« findet sich unter www.dresdner.nu/tontraeger/?revid=NR-66570BCC-cdrev-4417
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