Ausgebrannt und Spaß dabei – Roadmovie »Garland« feiert Premiere im Kleinen Haus
26. Januar 2023 – Der American Dream scheitert bei Penig in Sachsen. So oder so ähnlich könnte man das von Svenja Viola Bungarten geskriptete Stück zusammenfassen. Eine stringente Handlung gibt es eigentlich nicht. Im Zentrum steht die Radiostation Garland, wo die überarbeitete Moderatorin Lorna Luft (Simon Werdelis) krampfhaft versucht, das Programm am Laufen zu halten. Gerade, als sie auch angesichts des 52. Hausbrands in diesem Monat noch Zuversicht verbreiten will, wird ihr bewusst, dass statt ihres erwarteten Studiogastes ein erfolgloser Filmemacher vor ihrem Mikrofon gelandet ist. Salvatore Brandts (Oliver Simon) letzte Hoffnung ist es, mittels eines Spendenaufrufs im Radio sein Filmbusiness zu retten. Als dann auch noch zwei lokale Kleinbauern ihre Mittellosigkeit durch den anhaltenden Ernteausfall über den Äther zu beklagen suchen, um endlich ihre Versicherungsvertreter zu erreichen, platzt Lorna der Kragen. Alles muss sie selbst machen, dabei hat sie noch drei Nebenjobs und sowieso sind ihre Kollegen zu nichts nutze. Ohne sie wäre die Radiostation längst untergangen, da ist sie sicher. Parallel steht die einzige Überlebende des neuesten Brandes, eine 13-jährige Klimaaktivistin (Ursula Hobmair), im Verdacht, das Feuer im Kinderheim selbst gelegt zu haben. Salvatore Brandts Bruder (Daniel Séjourné) sieht darin die Chance, seinen Job als Polizist wiederzubekommen, und begibt sich auf die Fährte des Mädchens.
Regisseurin Karin Plötner reist bereits seit knapp zehn Jahren mit gesellschaftskritischen Stücken quer durch die Theater der Bundesrepublik. Auch dieses Werk kann sich sehen lassen. Das Bühnenbild gleicht einem in die Jahre gekommenen Konsumtempel, mutet an wie aus einem verlassenen Vorort in den Staaten. Von Klimakatastrophe über Generationenkonflikt bis hin zu Geschlechterrollen bekommen alle großen Themen der Gegenwart auf amüsante Weise ihr Fett weg, ohne dass sich dabei das Gefühl aufdrängt, dass sich hier krampfhaft lustig gemacht wird.
Erfrischend leichtherzig kommt das Stück daher, trotz des ernsten Stoffs. Es tut gut, bei aller Schwermut angesichts von Weltpolitik und Klimakrise einmal herzhaft lachen zu können. Denn wie Otto Julius Bierbaum bereits Ende des 19. Jahrhunderts bemerkte: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Rebecca Klärner / Foto: Sebastian Hoppe
nächste Vorstellungen: 27. Januar und 21. Februar, jeweils 19.30 Uhr im Kleinen Haus
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