Aus persönlicher Sicht: Ein Kommentar zum Finale des »sound of dresden« 2017
Es war kein gewöhnlicher Abend an jenem 24. März. Erst zum zweiten Mal in der mittlerweile 13-jährigen Geschichte des »sound of dresden« standen die sechs Finalisten auf der Bühne des altehrwürdigen Jazzclubs Tonne im Kurländer Palais. Um es gleich vorweg zu nehmen: Für die Besucher wie alle hinter und vor der Bühne Beteiligten wurde es ein unterhaltsamer wie auch musikalisch abwechslungsreicher Abend. Was bei einem Finale des bedeutendsten lokalen Music Contests kaum jemandem einfällt, ist, sich doch einmal die Frage zu stellen, wie es eigentlich zustande kam, welche Vorarbeit dazu nötig war. Dass diese Frage kaum einmal gestellt wird, ist auch nicht weiter verwunderlich, denn an einem solchen Abend zählt ja auch nur der Moment, der Auftritt, die Performance. Dazu hier ein paar Anmerkungen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass der »sound of dresden« überhaupt stattfindet. Enthusiastisch von Musikbegeisterten 2005 gestartet, kam dieser 12 Jahre lang ohne einen einzigen Cent an öffentlicher Förderung aus. Zuletzt mehr schlecht als recht. Und das lag wahrlich nicht an mangelndem Publikumsinteresse. Jetzt steht erstmals eine einmalige Förderung in Aussicht, die jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist und den Aufwand keinesfalls aufwiegt, geschweige denn das Projekt finanziell absichert. Denn der Music Contest hat einen monatelangen Vorlauf – vom Aufruf zur Bewerbung über die Vorauswahl der Jury und das Voting bis zum Finale. Und er lebt allein von der Musikbegeisterung der Kooperationspartner und natürlich auch von dem Vertrauen, das Musiker_innen in uns als Institution der lokalen Musikszene setzen. Die Preise, die dabei von den Jurymitgliedern vergeben werden, sind eine Anerkennung im Rahmen unserer Möglichkeiten. Und die sind nun einmal begrenzt in einer Kunst- und Kulturstadt, die die klassischen Künste weitaus höher schätzt und finanziell unterstützt als die wohl kaum minder vielfältige und unterstützenswerte Popkultur. Die Preise sollen den Bands und talentierten Musiker_innen weiterhelfen, ihnen Starthilfe geben und ihnen Motivation sein, ihren eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Manch einer davon hat es zwar nicht in Dresden, dafür aber überregional zu einiger Bekanntheit gebracht. Ansa Sauermann etwa, der im letzten Jahr mit seiner Band Ansa den Jurypreis gewann und der sich für den Finalabend 2017 zwischen zwei Tour-Terminen mit den österreichischen Ãœberfliegern Wanda die Zeit nahm, um in der Jury des »sound of dresden« mitzuwirken und mit einem Soloset zu überraschen. Oder Ätna. Das versierte und überaus bemerkenswerte Duo ist über eine Wild Card der Jury ins Finale gelangt und hat mit eigenen Projekten genügend Erfahrung gesammelt und das Potenzial, um mit Ätna auch national oder sogar international zu begeistern. Oder Farid Ben Miles. Der aus Frankreich stammende Instrumental-Gitarrist hat die Welt bereist und, so wie auch Ätna, zu einer ganz eigenen musikalischen Sprache gefunden, die sich aus vielen Quellen speist; afrikanischen, europäischen, amerikanischen. Weltmusik im besten Sinne also, aber doch so markant und mitreißend, dass er zum Publikumsliebling avancierte. Auch alle anderen Finalisten hätten mediale Aufmerksamkeit verdient. Die atmosphärischen Postrocker Sensifer etwa oder der bluesinfizierte Andi Valandi mit seiner Reibeisenstimme und starken deutschen Texten. Oder AnnemarÃe, die ihre Qualitäten als Singer/Songwriterin zweifellos unter Beweis gestellt hat. Unterstützung bekommt sie nun von Jarii van Gohl, Produzent, Komponist und Drummer beim Power-Noise-Trio Dyse, der souverän und emotional den Finalabend moderierte und AnnemarÃe mit seiner Erfahrung für ein Wochenende coachen wird. Auch wenn die rockigen well-known pix von der Jury von allen Finalisten am schlechtesten bewertet wurden, so bedeutet dies keineswegs, dass dies eine schlechte Band ist! Im Gegenteil: die pix waren, so wie alle Finalteilnehmer des »sound of dresden« 2017, ein Augen- und Ohrenöffner. Gewonnen haben sie alle. Den Medien der sächsischen Landeshauptstadt war dies leider – bis auf eine Ausnahme – keine einzige Zeile wert. Heinz K. (Jurymitglied)/ Fotos: Regine Hempel
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