25 Jahre radioeins in der Waldbühne und Lollapalooza 2022 auf dem Olympiagelände Berlin
Schlägt man im Duden das Wort »ausklingen« nach, so steht da unter anderem: »an seinem Ende, Ausgang in etwas Bestimmtes übergehen«. Das passt, markierten im September doch gleich zwei Großkonzerte in Berlin den Ausklang des hiesigen Open-Air-Sommers.

Den Anfang macht die Sause zum 25-jährigen Sendestartjubiläum bei radioeins, ohne Zweifel ein Leuchtturmereignis der Kulturradiolandschaft. So lässt man sich nicht lumpen und bucht für den 16. September ein Line-Up, das sich sehen und hören lassen kann. Feiern die wunderbaren Österreicher Cari Cari gleich zu Beginn die Veröffentlichung ihrer neuen Platte, bevor sie sich mit dem britischen Rock’n’Roll-Trio Kitty, Daisy & Lewis das Mikro in die Hand drücken und im Anschluss, die ebenfalls aus der Alpenrepublik stammenden Bilderbuch das zahlreich angereiste Publikum in ihren Bungalow einladen. Dazwischen zeigen sich immer wieder bekannte Moderatoren und Moderatorinnen auf der Bühne und Dr. Pop animiert zum Luftschlagzeugspielen in bester Phil Collins Manier. Alles in allem für viele Gäste eine willkommene Gelegenheit, bekannte Stimmen auch mal Gesichtern zuordnen zu können. Kommen wir zum Wetter: Fast im Takt der Bands auf der Bühne wechselt sich erst Wind mit Kälte ab, bevor ein unnachgiebiger Regen als meteorologischer Headliner Einzug in die Waldbühne hält. Konnte das Publikum Danger Dan mit seinen famosen Klavierstücken, Streichquartett und seiner aufrichtig politisch-gesellschaftlichen Haltung noch im Trockenen bejubeln, heißt sein letztes Stück für diesen Abend »Eine gute Nachricht«. Konträr dazu wird es nass. Erst im Nieselmodus, dann mit Wolkenbruchbass. Pünktlich zu den Beatsteaks öffnen sich alle Himmelsschleusen. »Hello Joe« schallt aus den Boxen und Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß hat so was von recht, wenn er laut ins Mikro ruft: »Es regnet. Und es war noch nie egaler«, bevor er sich aus der trockenen Komfortzone zum Publikum bewegt. Das tanzt sich bis hoch auf die Ränge trocken. Was für ein Abend, was für eine Fete – auf mindestens die nächsten 25 Jahre.

Nicht zuletzt aufgrund der Regenhuschen beim radioeins-Geburtstag war die Sorge groß, dass das Wetter auch beim anstehenden Lollapalooza nicht halten werde. Nach einer pandemiebedingten Zwangspause war das Festival für den 24. und 25. September wieder auf dem Berliner Olympiagelände angekündigt. Später als sonst, da frühere Termine aufgrund der Länderspielpause im Fußball geblockt waren. Um es vorwegzunehmen: Der Regen kam, ging aber auch wieder. Wettertechnisch durchwachsen trifft es wohl am ehesten. Im Vorfeld moniert wurde hier das Line-Up. Zu Unrecht, wie vor Ort schnell klar wird. Zwar fehlen neben dem US-amerikanischen Skandalrapper Machine Gun Kelly weitere internationale Stars, was der Stimmung aber keinerlei Abbruch tut. Auf der Perry’s Stage stehen mit Robin Schulz, Tiësto, Fritz Kalbrenner, Timmy Trumpet, und dem Dresdner Tino Piontek aka Purple Disco Machine die Großen der Szene. Zudem sorgt auf dem ganzen Gelände der für das Lollapalooza bekannte Mix aus Event, Kirmesflair und Megabühnen beim Publikum schnell für die gewohnt glitzernde Partylaune. Dazu Shows von Zoe Wees, Paolo Nutini, Charlotte Jane, Alice Merton, Drangsal, Joy Denalane, Milky Chance, Provinz, Iann Dior, Apache 207, oder auch Badmómzjay. Laut, bunt und vielseitig präsentiert sich die 6. Ausgabe des an der Spree längst heimisch gewordenen Festivals – wie immer auch mit dem KidsPallooza für die Kleinen, die ihre Eltern bis zum elften Lebensjahr kostenlos begleiten können. So sieht man viele Kids auf großen Schultern, mit Kopfhörern und weit aufgerissenen Augen in Richtung Bühne staunen. Überlaufen wirkt es dabei nie, laut Veranstalter finden über 100.000 Fans an diesem Wochenende den Weg aufs Gelände. Musikalische Höhepunkte sind dann die großen Headliner-Shows von Kraftklub, AnnenMayKantereit, Seeed, Die Fantastischen Vier und auch Casper, der am Sonntag zusammen mit den Fans seinen 40. Geburtstag feiert; ein tausendfach angestimmter Happy-Birthday-Chor inklusive. Lollapalooza, das war gut! Wir sehen uns 2023. Dann wird der Sommer am 9. und 10. September schon etwas früher ausklingen.
M.Hufnagl




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