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Zauber der Rhythmusgruppe – Das siebte Dresdner Drum & Bass Festival
Das siebte Dresdner Drum & Bass Festival
■ Robert Eisfeldt trommelt seit seinem vierten Lebensjahr, wurde dann von seinen doch etwas strapazierten Eltern mit zwölf zum Schlagzeug-Unterricht geschickt und ist seit 2003 selbst als Lehrer aktiv. »Ich habe gemerkt, dass ich ohne Musik nicht leben kann. Also sie ist alles und bringt mich, egal wo ich herkomme, immer wieder zurück zu meinen Wurzeln«, resümiert er munter. Matthias Barthel wiederum ist seit zehn Jahren als Veranstalter in Dresden tätig und selbst Bassist, da seine erste Band nach eigener Aussage einfach »einen Gitarristen zu viel und einen Bassisten zu wenig« hatte. Gemeinsam realisieren die beiden seit 2007 mit großer Leidenschaft das renommierte und wunderbar engagierte Dresdner Drum Festival, das seit letztem Jahr auch die Riege der Bass-LiebhaberInnen großflächig zu beglücken weiß. DRESDNER-Autor Tom Pätschke sprach mit den beiden Initatioren des Festivals. Copyright Foto: Jan Böhme.

Was macht euer Festival so einzigartig?

Matthias Barthel: Wir haben beizeiten einen eigenen Weg eingeschlagen – dass wir eher im subkulturellen Raum unterwegs sind und dass es nicht so glattgebügelt ist. Und ich glaube, das ist national ein Alleinstellungsmerkmal. Die Umsetzung, die Art und Weise, dass wir in einen Szeneclub in der Neustadt gehen und nicht in irgendeine Businesshalle oder in ein Theater. Wichtig ist auch die Herzlichkeit, die unser Team da reinbringt. Einmal im Jahr gibt es halt 40 Leute, die sich tierisch auf den Tag freuen und vorbereiten.
Robert Eisfeldt: Man merkt auch an jeder Ecke, dass da keine professionelle Agentur dahintersteht. Dass da keine Firma, die einen Haufen Kohle hat, ihre Fahnen in den Wind hängen will und es eine riesige Werbeveranstaltung ist, sondern dass das mit Herzblut gemacht ist.

Woher bezieht ihr noch im siebten Jahr die Kraft und das Durchhaltevermögen?

Robert Eisfeldt: Man bekommt unglaublich viel zurück von den Leuten. Was da für Atmosphären entstehen, habe ich bisher bei keinem normalen Konzert oder Bandfestival erlebt. Es sind wirklich Freaks, die hier am Werke sind – sowohl Besucher, als auch Künstler, Veranstalter und jeder der mithilft. Und wenn die zusammen in einen Raum kommen.
Matthias Barthel: Es ist letztendlich das Festival, was uns die Kraft gibt. Dieser eine Tag oder das Wochenende wie früher. Also ich bin regelmäßig soweit, dass ich sage: »Letztes Mal, keinen Bock mehr drauf. Das ist mir zu viel Arbeit«. Wir machen alles selber und das frisst echt so viel Zeit, dass wir die letzten fünf Jahre zu uns gesagt haben: »Entweder ein Jahr Pause oder wir hören auf.« Und dann kommt dieses Festival, überwältigt uns und in unserer Euphorie hauen wir noch am selben Abend den Termin fürs nächste Jahr raus!

Wo liegen die Highlights dieses Jahr?

Matthias Barthel: Mein persönlicher Favorit ist der indische Perkussionist Trilok Gurtu. Ich höre ihn schon seit Jahren sehr gerne und ihn im Konzert zu erleben wird ein unglaublicher Moment werden.
Robert Eisfeldt: Ich freue mich extrem auf Johnny Rabb. Den wollte ich von Anfang an schon dabei haben und jetzt hat es endlich geklappt. Den Typen muss man sich ansehen! Und tatsächlich ist jeder der Künstler irgendein Liebling des Publikums. Eigentlich müssten wir jetzt die ganze Palette nennen.

Warum muss man auch als Nicht-Musiker unbedingt kommen?

Matthias Barthel: Zum einen sind es die Konzerte. Über den Tag verteilt, sind Performances, die für jedermann interessant sind. Spätestens ab 19 Uhr spielen dann auch Bands – fünf Konzerte, bei denen teilweise ein Einzelticket für den Künstler schon so viel kosten würde wie unser gesamtes Festival. Wir haben auch für Familien ein buntes Programm: Kinderschminken, Hüpfburg, rhythmische Früherziehung – von allem was dabei. Und da so ein buntes Treiben herrscht und immer unvorhergesehen Dinge passieren, sind uns noch nie Klagen der Langeweile zu Ohren gekommen.
Robert Eisfeldt: Rhythmus ist einfach etwas sehr Spektakuläres, Greifbares und Natürliches. Seit tausenden Jahren in uns eingestanzt und geprägt – und sobald Rhythmus zu hören ist, ist erstmal jeder irgendwie wach und hört hin. Und weil Künstler ständig fragen: »Wie viele Drummer sind denn hier? Wie viele Bassisten? Hebt mal die Hände!«, haben wir wirklich festgestellt: es sind erstaunlich Wenige. Es sind wirklich viele Nicht-Musiker da, die das einfach toll finden. Die so etwas noch nie gehört haben oder sich einfach nur für Rhythmus interessieren und das reicht schon!

Was wird in Zukunft aus dem Festival?

Matthias Barthel: Wir denken jetzt schon an unser Zehnjähriges und träumen so ein bisschen davon, mal richtig die Bombe platzen zu lassen. Also mal mit einer wesentlich größeren Location – obwohl wir die Scheune lieben und da bestimmt jederzeit wieder zurückkehren – aber zum Zehnten wollen wir mal so ein richtig dickes Ding machen mit den ganz großen Stars. Wir haben echt vor, 2016 noch zu…
Robert Eisfeldt: …erleben!
Matthias Barthel: Ich weiß nicht, ob wir es dann einfach rund machen und sagen: »Ja Leute, Okay, war schön!« oder ob wir weitermachen. Schauen wir mal.
Vielen Dank für das Gespräch!

Dresdner Drum & Bass Festival, am 21. September ab 12 Uhr in der Scheune (open air, Saal & Foyer) und der Groove Station mit Workshops, Performances und Konzerten mit u.a. Jojo Meyer, Gary Willis, Hattler, Johnny Rabb, Nerve Light, Hakim Ludin, Spun; Trilok Gurtu hat krankheitsbedingt seine Teilnahme abgesagt; mehr unter: http://dresdner-drum-bass-festival.de

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