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Wenn Maschinen Zukunft träumen – Im Gespräch mit Jeannette Neustadt vom Goethe-Institut zum KI-Festival im Hygiene-Museum
Im Gespräch mit Jeannette Neustadt vom Goethe-Institut zum KI-Festival im Hygiene-Museum
■ Mitte November findet im Hygiene-Museum das KI-Festival «Wenn Maschinen Zukunft träumen« statt. Was geschieht, wenn die Funktionslogik algorithmischer Systeme auf die Eigenlogik von Kultur und Gesellschaft trifft? Das ist die zentrale Frage, der in zahlreichen Vorträgen, Diskussionspanels, Workshops, Künstlergesprächen und Lesungen nachgegangen wird. Eingebettet ist das Festival in den Rahmen der neuen Ausstellung »Künstliche Intelligenz. Maschinen – Lernen – Menschheitsträume«, die das Thema von den Ursprüngen her bis zu aktuellen Anwendungen und damit verbundenen Fragestellungen und Problemen betrachtet, die beim Thema KI unweigerlich auftauchen: Wie steht es um die Sicherheit der Daten? Gibt es ökologisch nachhaltigere Konzepte als das energieaufwendige Data Mining? Wie kann man Deep Fakes erkennen? Das KI-Festival selbst ist eine Kooperation zwischen dem Hygiene-Museum und dem Goethe-Institut und baut auf das Projekt »Generation A=Algorithmus« des Goethe-Instituts auf. Alle Panels, die in Dresden stattfinden, werden gestreamt und über die Festivalseite des GI abrufbar sein. Umgekehrt kann man im Hygiene-Museum die digitalen Veranstaltungen mitverfolgen. DRESDNER-Autorin Annett Groh sprach mit der Projektleiterin Jeannette Neustadt vom Goethe-Institut.

Worum ging es in dem Projekt »Generation A=Algorithmus«?

Jeannette Neustadt: Man denkt, das Thema KI sei in aller Munde, aber wir haben festgestellt, dass es zwar ein Bewusstsein darüber gibt, dass Künstliche Intelligenz den Alltag mitbestimmt. Aber leider ist das Wissen darüber, was aus Social-Media-Daten alles abgelesen werden kann, erschreckend niedrig. Wir haben eine Umfrage unter 3.000 jungen Europäern zwischen 18 und 30 Jahren gemacht, um herauszufinden, was sie über KI wissen, welche Befürchtungen sie haben und vielleicht auch, welche Hoffnungen.


Welche weitere Entwicklung hat das Projekt genommen?

Jeannette Neustadt: Die Ergebnisse dieser Studie haben wir veröffentlicht und darüber hinaus Formate ausgetestet, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen. Man hat das Gefühl, dass sich um KI herum sehr viele Mythen und Schreckensszenarien aufgebaut haben, aber es gibt wenig detaillierte Auseinandersetzungen mit dem Thema. Wir haben Workshops zur Datensicherheit veranstaltet und ein KI-Residenzprogramm für Künstler ins Leben gerufen. Außerdem haben wir zwei humanoide Roboter auf eine Reise geschickt, die sie durch 18 europäische Städte geführt hat. Auf ihren Stationen wurden sie von Codern und Künstlern weiter programmiert und haben so kulturelle Eigenheiten der Gaststädte gelernt und immer wieder neue Fähigkeiten erworben. Die Roboter haben Berührungsängste genommen und gezeigt, was sie eigentlich alles nicht können. Es gibt bestimmte Einsatzgebiete, auf die die Roboter trainiert werden – wie etwa die Pflegeroboter. Aber dass ein Roboter ein tatsächliches Gegenüber ist, ein sozialer Partner – davon sind wir noch weit entfernt.


Was erwartet die Besucher des Festivals?

Jeannette Neustadt: Das ganz große Highlight ist für uns die Keynote von Professor Toby Walsh, den wir per Hologramm aus Sydney in den Großen Saal des Hygiene-Museums holen werden und der über die Verheißungen und Gefahren der KI sprechen wird. Ein weiteres Panel, das aus meiner Sicht sehr interessant ist, heißt »(Mis)Reading Human Emotions« und thematisiert die Möglichkeiten der Emotionserkennung und die damit verbundenen ethischen Fragen. Die beiden Roboter, von denen ich bereits sprach, werden auch in Dresden zu sehen sein.
Vielen Dank!

Ab 6. November: »Künstliche Intelligenz. Maschinen – Lernen – Menschheitsträume« im Hygiene-Museum. 12. bis 14. November: KI-Festival im Hygiene-Museum sowie unter www.goethe.de/de/uun/prs/med/m21/22367720.html

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