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Vom Ehrgeiz gute Musik zu machen – The Pineapple Thief im Interview
The Pineapple Thief im Interview
■ Der Mann ist gut gelaunt. Kein Wunder, schließlich wird das aktuelle Album »Your Wilderness« allerorts als großer Wurf in Sachen Prog-Rock gefeiert und die nächsten Tourtermine stehen auch schon an. Kurzum: Für Bruce Soord könnte es derzeit nicht besser laufen. Vor ihrem Konzert in Dresden unterhielt sich der Kopf der britischen Diebesbande mit DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl über das Glück mit Gavin Harrison den Schlagzeuger der inaktiven Porcupine Tree an Bord zu haben, den Fluch zu bezahlender Rechnungen und die Magie mit alten Helden gemeinsam im Studio zu stehen.

Ihr seid bei den diesjährigen »Progressive Music Awards« als Künstler des Jahres nominiert. Ehre und Wertschätzung, oder machst du Musik nicht für Auszeichnungen?

Bruce Soord: Etwas von beidem. Ich denke, man kann so etwas nicht auf eine Band und ein Album herunterbrechen. Über das letzte Jahr verteilt gab es viele großartige Bands mit großartigen Veröffentlichungen. Auf der anderen Seite ist es schön anerkannt zu werden. Nach unseren bescheidenen Anfängen hätte ich ohnehin nie gedacht, dass ich das 16 oder 17 Jahre lang machen werde.

Fluch oder Segen, immer in die Prog-Rock Schublade gesteckt zu werden?

Bruce Soord: Heutzutage ist die Szene so vielfältig, dass es nicht stört als Prog begriffen zu werden. Vor 15 Jahren hätte ich es noch als Fluch empfunden, heute nicht mehr.

Stichwort »Your Wilderness«. Was ist das Konzept hinter der aktuellen Platte?

Bruce Soord: Es geht ums Heranwachsen, eine Familie gründen und gleichzeitig Zeuge davon zu werden, wie Freunden und Bekannten so manches widerfährt – Familien, die sich trennen und so weiter. Ich bin in einem Alter, in dem man die Geschichte von menschlichen Beziehungen rückwirkend betrachten kann. Man ist das Resultat von allem, was man erlebt. Dabei geht es auch um Entfremdung und das, was man im Laufe der Jahre bereut.

Sind individuelle Erfahrungen im Hinblick auf menschliche Beziehung die treibende Kraft hinter deinen Songs und Texten?

Bruce Soord: Absolut. Das ist es, was die Musik seit dem ersten Tag prägt. Es geht um meine Reise entlang der Dinge, die man mit der Zeit erlebt. Eine Entwicklung vom lebhaften Teenager hin zur ruhigeren Person mittleren Alters.

Du hast The Pineapple Thief zu Beginn als Soloprojekt gestartet. War es später hart, ein von dir individuell kontrolliertes Projekt in eine Band zu transformieren und Verantwortung abzugeben?

Bruce Soord: Gute Frage. Es hat eine Weile gebraucht. Bis 2010 habe ich alles selbst gemacht. Zu dem Zeitpunkt war es noch ein ziemliches Studioprojekt. Mit der Band auf Tour, hat sich das allmählich verändert. Mir ist klar geworden, dass wir zusammen etwas viel größeres schaffen können, als ich es alleine vermag. Wenn es um Kontrolle geht, bin ich jetzt ein viel entspannterer Charakter.

Klingt druckfrei ... ?

Bruce Soord: Als ich jünger war, habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, warum man nicht Millionen Platten verkauft. Heute ist es nicht mehr das Ziel, reich oder berühmt zu werden. Unser Ehrgeiz ist es, richtig gute Musik zu machen. Das macht deutlich mehr Spaß.

Wie kam Gavin Harrison zur Band?

Bruce Soord: Nach »Magnolia« hatten wir keinen Schlagzeuger mehr. Unser Label schlug schließlich vor, Gavin zu fragen. Ich hatte zunächst meine Zweifel, auch wegen seiner Historie mit Porcupine Tree. Es gab aber keine andere Möglichkeit und so schrieb ich ihm eine Mail. Zum Glück mochte er, was er hörte. Letztendlich hat sein Schlagzeugspiel die neue Platte sehr geprägt. Für alle von uns ist es großartig mit ihm zu spielen. Glücklicher Weise ist er mit auf Tour und wird von Anfang an Teil des nächsten Studioalbums sein.

Zudem spielt John Helliwell von Supetramp Klarinette beim Stück »Fend For Yourself«. Wie kommt's?

Bruce Soord: Ich bin ein großer Supertramp-Fan. Ich hörte »Crime of the Century«, hatte die Idee, wie großartig es wäre John mit auf der Platte zu haben und schrieb ihm eine Mail. Ähnlich wie Gavin sagte er zu, falls er mögen würde, was er zu hören bekommt. Er mochte es und wir fuhren zusammen in ein Studio nahe Manchester, wo er lebt. Wir haben den Tag mit Gesprächen über Supertramp und Aufnahmen für das Album verbracht. Für mich war das ein schöner, persönlicher Moment.

Was ist dein größter Wunsch?

Bruce Soord: Von der Band in meinem Haus mit Studio und Garten leben zu können. Ich wäre nicht gierig, würde nicht mehr wollen.
Besten Dank für das Interview!

The Pineapple Thief spielen am 6. September mit Godsticks als Support in der Scheune; mehr zur Band: http://pineapplethief.com/

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