■ Auf Bühnen stehen, sich feiern lassen, bei jedem Refrain das Echo des Publikums spüren. Anschließend im Backstage mit Freunden abstürzen, um tags darauf die nächste Bühne in einer anderen Stadt zu erobern. »Auf Tour gehen« – ein magischer Satz, der seit jeher wie ein Magnet Generationen von Musikern auf die Straße bringt. Rüdiger Linhof, alias »Rüde«, verriet DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl, was es unterwegs mit Platzangst im Stockbett, verlorenen Anhängern auf der Autobahn und Buttermilch für den Teint auf sich hat.
Was ist das gute daran, mit einem Nightliner, einem großen Tourbus unterwegs zu sein und vermisst ihr manchmal die wilden Anfangsjahre?
Rüdiger Linhof: In den wilden Anfangsjahren haben wir uns immer wieder nach genau dem Zustand gesehnt, in dem wir uns jetzt befinden. Grundlegende Sachen, wie zum Beispiel die Gewissheit nach dem Konzert eine Behausung für unsere schlaffen verschwitzten Körper zu haben. Wunderbar war die Vorstellung, diese Körper dann auch noch mit anderen Dingen füttern zu dürfen als mit Reisgeschnetzeltem und Hühnerfrikassee. Die Anfangsjahre waren sehr lustig und die Jahre danach ebenso.
Welches Tourritual ist euch ganz besonders wichtig?
Rüdiger Linhof: Eine Stunde vor dem Konzert sollten wir uns zumindest mal im selben Raum befinden, um dort auch schon mal ein bisschen zu spielen, anzustoßen, Blödsinn zu quatschen, um sich so gemeinsam auf den Abend einzustimmen.
Was ist der schrägste Wunsch auf eurem Catering-Rider?
Rüdiger Linhof: Buttermilch. Irgendjemand von uns scheint das heimlich zu trinken um womöglich seinen Teint zu verbessern. Irgendjemand anderes hat Whisky draufgeschrieben um wohl den Teint zu verschlechtern.
Welches Utensil muss auf Tour immer dabei sein?
Rüdiger Linhof: Bücher, Laptop und Laufschuhe.
In welcher Stadt hattet ihr den größten Absturz?
Rüdiger Linhof: Schlimm war es schon in Wien, Linz, Hamburg, Leipzig, in Erfurt, Köln, Berlin, Zürich, Graz, Wiesbaden, Oberursel, Nürnberg, Würzburg, München. Gelten nur Städte oder auch Dörfer? Erfurt aber war wirklich schrecklich.
Und an welchem Ort seid ihr am nächsten Morgen mit Kater erwacht?
Rüdiger Linhof: Auf der Autobahn Richtung Berlin, wir hatten den Anhänger verloren und mussten ihn mit schmerzenden Köpfen aus einem Acker ziehen.
Wie viel Tristesse gehört zur Routine einer Tour und wie geht man damit um?
Rüdiger Linhof: Tristesse gibt es selten. Es gibt viel freie Zeit zum lesen, proben und Sport machen. Ab und zu passiert es sogar, dass ich einen alten Freund treffe. Wenn Tristesse aufkommt, weiß man, dass man schon zu lange unterwegs ist. Zum Glück passiert das nicht oft.
Angenommen jede Stadt auf Tour hat etwas Besonderes – was ist es in Dresden?
Rüdiger Linhof: Ich bin in Dresden gerne in den Flussauen unterwegs, die Innenstadt mag ich auch sehr gerne. Alles scheint ein wenig Glanzvoller zu sein, die Vergangenheit grüßt an allen Ecken. Ehrlich gesagt, komme ich in Dresden nicht so oft raus, weil wir da meist ein wenig abseits der Innenstadt spielen.
Was macht man als erstes, wenn man wieder zu Hause ist?
Rüdiger Linhof: Von meinen Mitbewohnern umgerannt werden, sie herzen, mit Ihnen raufen, spielen, lesen und quatschen bis der Abend anbricht.
Sportfreunde Stiller auf Tour: am 26. Mai live im Alten Schlachthof; mehr zur Band: www.sportfreunde-stiller.de