■ Mit »Undressed Records« gibt es seit etwa einem Jahr ein neues Label in Dresden, das sich explizit der Beherbergung roher, unverfälschter Rockmusik verschrieben hat, die zu Unrecht oft unter der Schwelle öffentlicher Wahrnehmung stattfindet. DRESDNER-Redakteur Heinz K. hat sich das erste Label-Festival zum Anlass genommen, um sich mit den beiden Labelgründern Falk Louis (The Naked Hands) und Tony Gerasch über kaputte Rockmusik und Feeling, Bodenständigkeit und Perfektion zu unterhalten.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Label zu gründen?
Falk: Nachdem die erste Auflage der selbstgebastelten »Blue EP« der Naked Hands ausverkauft war, wollten wir sie noch einmal professionell rausbringen und die komplette Kontrolle darüber behalten. Tony als Manager der Naked Hands hatte schon immer den Plan, ein Label zu gründen. Und dann haben wir uns gesagt: »Why not?«
Tony: Damals hatten wir schon im Hinterkopf, nicht nur die Naked Hands rauszubringen, sondern auch mit anderen Bands zu arbeiten, die wir selber gut finden. Schon allein in Dresden kannten wir einige interessante Bands, die es verdient hatten, gehört zu werden.
Was eint denn die Bands, die auf dem Label sind: Kaputte Rockmusik als Philosophie?
Falk: Grundsätzlich ist die rote Linie unser Geschmack. Es muss auf musikalischer wie auch auf persönlicher Ebene passen. Musikalisch könnte man sagen, dass es Rockmusik im weitesten Sinne ist. Kaputte Rockmusik trifft nicht auf alle zu; das trifft auf Apemen und Paisley mehr zu, als auf Cedric.
Tony: Raw and imperfect drückt es eigentlich sehr gut aus. Auch der Name Undressed lässt sich so erklären, dass es um die pure Musik geht, um das Bloße, um Ehrlichkeit und Bodenständigkeit, ohne viel Getue und Gehabe.
Falk: Das ist auch die Schnittmenge zwischen uns: Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Feeling. Zum Beispiel haben die Cameron Lines ihre Songs in einer Garage aufgenommen; ein Blues-Duo, das hier bislang völlig unter dem Radar der Wahrnehmung gespielt hat. Das ist weit entfernt von Perfektion, hat aber ein unglaubliches Feeling, von der Stimme und vom Zusammenspiel her. Bei Cedric wiederum haben wir eine sehr gute Aufnahme und ein sehr gutes Video, aber man hat ein rohes Feeling, wenn man Roman singen hört; es ist so, als würde man selber fühlen, was er singt.
Wer verbirgt sich denn hinter Apeman?
Falk: Apeman ist ein Straßenmusiker, der um die ganze Welt tourt und zum Undressed Festival sein Debütalbum rausbringen wird.
Falk, du bist selbst dabei mit deiner neuformierten Band The Unicorn of Hell?
Falk: Ja, ich werde mein Album »Random Moments« beim Undressed Festival veröffentlichen. Bei den Unicorns Of Hell spielt übrigens auch Wilhelm (Anm. d. Red.: Falks Duopartner bei den Naked Hands), eine kleine Reunion sozusagen.
Arbeitet ihr mit festen Partnern zusammen?
Falk: In Dingen wie Herstellung und Vertrieb arbeiten wir natürlich mit festen Partnern; im kreativen Bereich haben wir einen Pool von verschiedenen Filmemachern, Fotografen, Produzenten usw. Während zum Beispiel Cedric in einem verlassenen Haus aufgenommen haben, sind Paisley in die Lala-Studios in Leipzig gegangen. Wir schauen, ob es in die richtige Richtung geht und geben Empfehlungen, aber letztendlich überlassen wir immer den Bands das letzte Wort, weil es eine Maxime von uns ist, dass wir ins Künstlerische nicht zu tief eingreifen wollen.
Tony: Durch den organisatorischen Blick von außen können wir als Label aber objektiv sagen, ob es vielleicht ein starker Song für eine Single ist, oder wann es sinnvoll ist, einen Song rauszubringen, und wann nicht. Wir arbeiten mit unseren Bands zusammen und das auf freundschaftliche Weise, damit dann auch alle zufrieden sind mit dem Produkt, das entsteht.
Falk: Wir versuchen natürlich alles fair zu machen, also keine Knebelverträge (lacht).
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Booking-Agentur »Amadis«?
Falk: Das ist speziell bei Cedric so. Wir hatten mit ihnen schon vor mehr als einem Jahr den Plan ausgeheckt, den Song »Communion=Hoax« und das Video dazu professionell im Geheimen zu produzieren und dann auf einen Schlag herauszubringen. Das hat die Leute umgehauen und die Agentur Amadis auf Cedric aufmerksam gemacht; was traumhaft ist, denn das ist eine wirklich gute Agentur mit super Künstlern im Portfolio.
Tony: Im Herbst werden Cedric auf ihre erste eigene Tour gehen, die sie u.a. auch nach England führt.
Was wollt ihr mit dem Undressed Festival erreichen?
Falk: Wir wollen zeigen, wer und was Undressed ist. Und wie ginge das besser als mit einem schönen Festival? Der Fokus liegt auf unseren, also den lokalen Bands wie Paisley, Cedric, Cameron Lines. Wir haben zusätzlich die großartigen Picturebooks eingeladen, deren Musik gut ins Konzept des Undressed Festivals passt, und die für ein furioses Finale sorgen werden. Live ist das Heavy Blues Duo wirklich eine Wucht, sie legen eine unfassbare Energie an den Tag.
Tony: Es werden noch weitere Acts dazukommen, die das Festival abrunden. Wir werden Special Performances zwischen die Bandauftritte auf zwei Bühnen einbauen, sodass für Abwechslung gesorgt ist. Mit Rob Zim haben wir auch einen fantastischen DJ am Start, der schon beim Abschiedskonzert der Naked Hands aufgelegt hat.
Undressed Festival mit The Picturebooks, Apeman, Paisley, Cedric, Falk Louis & The Unicorns of Hell u.a. am 11. Juli in der Chemiefabrik; mehr zum Label und zum Festival sowie Tickets ohne VVK-Gebühren unter www.undressedrecords.com