■ Eine düstere Zukunft malen die Filmfreunde von Blue Beam Entertainment schon bald mit ihrem neuen Film über einen Journalisten, der einen futuristischen Überwachungsapparat aufdeckt. DRESDNER-Autor Martin Krönert sprach mit den zwei Projektmitbegründern Falk Fiedler und Michael Roitzsch über die Plausibilität ihrer politischen Vision und die Entwicklung der Geschichte von »Im toten Winkel«.
Wo passt euer neuer Film eher rein: Ins Programmkino oder in ein Multiplex?
Michael Roitzsch: Also von der Machart ist es eher Mainstream, aber vom Inhalt nicht.
Falk Fiedler: Für mich ist es eher anders herum. Schließlich sind wir nur eine sehr kleine, lokale Gruppe von absoluten Filmlaien, die das Projekt als Hobby aufziehen. Das macht es für ein Programmmkino vielleicht interessant. Aber vom Thema her ist es dann doch eher Multiplex-Mainstream. Auch in seiner Wirkung…
… die ja eindeutig auch politisch ist?
Michael Roitzsch: Auf jeden Fall. Kernthema ist die Überwachung, Datensammlung und -verarbeitung in einer fiktiven deutschen Stadt in naher Zukunft, was ja spätestens seit Edward Snowden die meisten Menschen ansprechen dürfte. Der Film ist sehr anprangernd. Auch weil für uns 2012, als das Drehbuch entstand, viele Dinge zumindest absehbar waren, die mittlerweile Realität geworden sind. Das war eine erschreckende Erfahrung, die wir auch noch in der einen oder anderen Form in den Film einfließen lassen wollen.
Wie nah ist eure Geschichte denn an der Realität? Gibt es die Vorratsdatenspeicherung schon?
Michael Roitzsch: Ja. Und es geht weit darüber hinaus. Wenn man sich überlegt, was heute schon manche Versicherungen über ihre Kunden aufzeichnen wollen. Da sind wir mit unserer Vision gar nicht mehr so weit entfernt.
Falk Fiedler: Der Gedanke war vor allem, dass man in unserer Welt alle diese Daten aus der Wirtschaft, den sozialen Netzwerken und so weiter zusammenzieht und dadurch einen komplett gläsernen Menschen schafft. Doch das ist ja nun fast ein Abbild der aktuellen Geschehnisse. Wir haben es nur noch ein bisschen weiter gesponnen.
Ab wann hat dies für euch einen Einfluss auf die Politik?
Michael Roitzsch: Es gibt ja Studien, die zeigen, dass sich das Verhalten der Menschen ändert, wenn sie wissen, dass sie überwacht werden. Wer kann sagen, was das für Folgen für eine demokratische Gesellschaft, etwa bei Wahlen, hat? Genauso sind auch individuelle Suchergebnisse bei Google fragwürdig. Diese ständige Selbstbestätigung untergräbt doch vollkommen den Meinungsbildungsprozess.
Falk Fiedler: In der Welt von »Im toten Winkel« hat dieser Prozess sich nun bis zum Justizsystem vorgearbeitet, wodurch etwa unschuldige Menschen ins Fadenkreuz der Polizei geraten.
Also genau das, was viele Kritiker auch bei uns befürchten. Wie kamt ihr vom eher politikfernen Erstling »Pfadfinder« von 2011 jetzt zu einem Justiz-Thriller?
Falk Fiedler: Wir sind mit dem Film zur Politik gekommen, wie die Überwachung vielleicht auch zu unserer Gesellschaft. Es war nicht geplant, aber die Ereignisse in den letzten Jahren haben nach und nach dazu geführt.
Michael Roitzsch: Erst wollten wir klassischen Weltraum-Science-Fiction machen, doch das ist zu teuer. Als uns dann die Idee einer überwachten Gesellschaft kam, entstand auch die politische Aussage des Films, dass es gefährlich sein kann, wenn man sich für eine gesellschaftliche Entwicklung entscheidet, ohne die Zusammenhänge zu verstehen. Man sollte sich nie darauf verlassen, dass andere, etwa bei uns Computer, das für einen übernehmen.
Habt ihr dementsprechend auch vor, den Film einem größeren Publikum öffentlich zu machen?
Michael Roitzsch: Das wünschen wir uns. Wir haben uns diesmal richtig reingekniet mit Drehbuch, Drehplan und einem großartigen Soundtrack, der gerade fertig produziert wird. Die Premiere wird erneut im Herbst im Ufa stattfinden. Zumindest einen ersten Trailer wird es aber im Mai schon geben, der dann hoffentlich auch vor anderen Kinovorstellungen zu sehen sein wird.