■ Die Kulturlandschaft Sachsens ist im Jahr 2013 um eine farbenfrohe und familienfreundliche Attraktion reicher geworden: 3D-Illusionen – Bilder aus China, die zum Mitmachen einladen und erst dadurch Räumlichkeit erzeugen. Die Ausstellung »Du bist die Kunst« wurde ein großer Erfolg für das Schloss Augustusburg und geht nun in die zweite Runde. DRESDNER-Autor Martin Krönert sprach mit Geschäftsführerin der Augustusburg/ Scharfenberg/ Lichtenwalde Schlossbetriebe Patrizia Meyn über ihre konträre Idee, den heutigen Museumsbesucher und die neue Staffel.
Frau Meyn, Sie leiten jetzt schon seit drei Jahren die Schlossbetriebe in der Region Erzgebirge. Diese würde wohl niemand mit einer 3D-Bilder-Show verbinden. Wie sind sie auf eine Ausstellung wie »Du bist die Kunst« gekommen?
Patriza Meyn: Als Geschäftsführerin bin ich verantwortlich, die Schlösser inhaltlich zu entwickeln, also spannende Ausstellungen und Events zu machen und sie so als Ausflugsziel in der Kulturlandschaft von Sachsen zu positionieren. Daher bin ich ständig auf der Suche nach publikumswirksamen Ideen. Ich habe irgendwann in einer Zeitschrift eine dieser 3D-Illusionen entdeckt. Da saß eine Chinesin und hat das Wasser aus einem Bild empfangen. Ich war fasziniert davon und habe erfahren, dass es in China eine ganze Ausstellung mit Bildern gab. Diese sind an sich zweidimensional, aber wenn sich der Betrachter hinein stellt und fotografieren lässt, werden sie plötzlich dreidimensional. So etwas teilt man natürlich gern mit seinen Freunden bei Facebook und was es sonst noch gibt, und das schafft Bekanntheit. Also haben wir uns gesagt, das holen wir nach Deutschland. Ich war dann letztes Jahr dort und habe aus 120 Motiven die erste Staffel mit 24 Bildern ausgewählt. Die Ausstellung wurde mit 178.000 Besuchern ein Riesenerfolg.
Um die Schlösser kulturell interessanter machen, haben Sie einen Weg gewählt, der nicht unbedingt von jedem als Kunst verstanden wird, oder?
Patriza Meyn: Also über den Begriff Kunst kann man diskutieren. Natürlich ist unsere Ausstellung Entertainment, das gebe ich offen zu, aber eben auf hohem Niveau. Museum ist im Wandel begriffen. Heutzutage möchte der Besucher immer häufiger nicht nur ein Bild betrachten, sondern irgendwie teilhaben, etwas mitnehmen! Und genau das haben wir ermöglicht. Normalerweise sieht man diese Illusionen in Einkaufszentren in China. Wir haben absichtlich konträr gedacht und sie in ein kulturelles Ausflugsziel, das Schloss Augustusburg, gebracht, um es interessanter zu machen. Dabei konnten wir sogar Schichten animieren, die sonst keine typischen Museumsgänger sind, sich auch unsere anderen Ausstellungen anzusehen. Das hat uns in dieser Zeit in den anderen Museen insgesamt einen Besucheranstieg von 13 Prozent eingebracht, was enorm für einen normalen Museumsbetrieb ist.
Mittlerweile haben ja auch andere Schlösser Interesse bekundet. Glauben Sie, Ihre Idee könnte in Zukunft dazu beitragen, dass sich wieder mehr junge Leute für die Schlösserlandschaft interessieren?
Patriza Meyn: Ich habe nicht in diesem Maß mit einem solchen Erfolg auch über Sachsen hinaus gerechnet. Wir haben viele Anfragen gehabt; etwa aus Österreich und auch aus Übersee. Aber zunächst wollen wir vor allem im Schlösserland Sachsen mit dieser Idee die Popularität steigern. Deshalb wird nach Ausstellungsende im Juni die aktuelle zweite Staffel auch in der Albrechtsburg Meißen zu erleben sein. Es wird auch voraussichtlich keine weitere Staffel mehr geben. Wir hatten ja nicht einmal mit einer zweiten Staffel gerechnet (lacht). Aber ich glaube das Thema »Lebendiges Museum« wird auch noch in Zukunft sehr spannend sein. An unsere Erfahrungen müssen wir nun anknüpfen.
Wenn man die erste Staffel »Du bist die Kunst« kennt, weiß man ja, was einen erwartet und hat nicht mehr diesen Aha-Effekt. Gibt es Überraschungen oder Highlights, die zum erneuten Besuch einladen?
Patriza Meyn: Zunächst sollten alle in ihrem Fotoalbum mit den 24 Motiven vom letzten Jahr Platz für 23 neue Bilder schaffen (lacht). Es wird wieder lustige Szenen und viele Tier- und Fantasy-Motive auf der gleichen Ausstellungsfläche geben. So kann man mit einer Wildkatze spielen oder sich auf einem Surfbrett den Wellen stellen. Besonders spannend wird sicherlich unser größtes Motiv mit einem Einhorn, das man bereiten kann, wenn man in das Bild krabbelt. Und ein chinesischer Drachen ist auch wieder dabei, denn wir werden die zweite Staffel mit einer Drachenparty eröffnen. Das ist auch ein Geschenk an die Erzgebirgsregion, mit dem wir den tausenden Familien und allen Besuchern Danke sagen wollen.
Die zweite Staffel von »Du bist die Kunst« ist noch bis 22. Juni im Schloss Augustusburg zu sehen. Aufgrund des starken Andrangs werden die Gäste gebeten, Wartezeit einzuplanen. Weitere Infos gibt’s unter www.die-sehenswerten-drei.de