■ Die Musik der Zeit spielt in der Inszenierung von »89/90« von Chrsitina Rast nach dem Roman von Peter Richter eine wesentliche Rolle. Anlass genug für DRESDNER-Redakteur Heinz. K und DRESDNER-Autor Stephan Zwerenz, das Gespräch mit Jarii van Gohl, dem Drummer des Duos Dÿse, zu suchen.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?
Jarii van Gohl: Anne Rietschel, die Dramaturgin, hatte Dÿse irgendwann mal live gesehen und es dann der Regisseurin Christina Rast vorgeschlagen und gemeint, dass es ganz gut passen würde. Erstens wohnen wir (zur Hälfte) in Dresden, zweitens sind wir schön verrückt und musikalisch wohl auch besonders. Und nach dem ersten Treffen hat sie uns gesagt: »Ihr seid jetzt fest integriert, ihr könnt jetzt gar nicht mehr raus«. Das war auch schön, denn es ist eine Gelegenheit, sich selbst auszuprobieren. Das ist toll und macht Spaß.
Du hast die Musik für das Stück geschrieben. Hast du dich am Punk der Wendezeit orientiert?
Jarii van Gohl: Das Buch beschreibt ja komplett meine Jugend in den Wendejahren. Ich kenne auch die meisten Bands jener Zeit. Ich kenne den Sound. Ich bin mit Punkrock groß geworden. Mein Herz schlägt immer noch dafür. Da war es dann auch relativ einfach mit dem Spirit dieser Zeit Musik zu machen. Das Buch wurde ja auch jetzt geschrieben und nicht damals. Und ich glaube, es ist auch wichtig, dass man eben mit dem Spirit arbeitet und nicht versucht, einen Sound zu kopieren. Das wäre mir persönlich als Künstler auch zu einfach. Wir machen sehr moderne Musik, passend zum Stück, mit dem Geist der damaligen Zeit.
Wie hast du dich dem Thema angenähert? Hast du diese Zeit aktiv miterlebt?
Jarii can Gohl: Ich bin 77er Baujahr. Mit 13 bin ich nachts von zu Hause abgehauen, die Punks haben mich dann auf die Dörfer mitgeschleppt und dort haben dann Slime und Ulrike am Nagel gespielt oder Feeling B. Das waren meine ersten Punkmentoren. Es gibt auch Figuren in dem Buch, die ich persönlich kenne. Und wenn ich mich nicht mehr so gut erinnern kann, dann höre ich mir ein paar alte Punker-Platten an, trink ein paar Bier dazu und das fällt dann einfach so aus mir heraus.
Wie viel Dÿse steckt denn in der Musik?
Jarii van Gohl: Mindestens 50 Prozent, weil ich ja die Musik komponiere, aber der verrückte Dÿse-Sound ist auf jeden Fall mit drin. Wir sind da schon relativ frei, aber eben im Rahmen eines Theaterstücks. Wenn ein klassischer Dÿse-Fan kommt, dem wird das schon gefallen. Aber man kann das natürlich nicht mit einer Konzertsituation vergleichen.