■ Unter dem Motto »Man darf auch mal lachen müssen!« lädt Olaf Schubert, der Schirmherr des Humorzone-Festivals, im März einige seiner fähigsten Kollegen nach Dresden. Darunter auch den Comedian Marius Jung, der mit seinem Buch »Singen können die alle! – Handbuch für Negerfreunde« über das Leben als Schwarzer in Deutschland schon öfter angeeckt ist. DRESDNER-Autor Eric Vogel sprach mit ihm über die Aufgaben von Satire und seine Show zum Festival.
Sie sind ja nicht gerade dafür bekannt, dass Sie sich immer an die Grenzen des guten Geschmackes halten. Aber Sie kennen sicher das Sprichwort »Darüber macht man keine Witze«. Gibt es Bereiche oder Themen, wo das für Sie zutrifft?
Marius Jung: Zunächst muss ich sagen, dass ich mich durchaus an die Grenzen des guten Geschmackes halte. Natürlich provoziere ich gern, aber ich werde dabei nie unflätig oder eklig. Bei gewissen Themen allerdings erreicht man die Menschen nur, indem man sie provoziert und so aus der Reserve lockt. Aber zurück zur Frage: Es gibt meiner Meinung nach kein Thema, über das man keine Witze machen darf!
Genau diese Frage wurde ja in den Wochen nach den Anschlägen von Paris heftig diskutiert. Wo verorten Sie sich in dieser Diskussion?
Marius Jung: Debatten und Diskussion sind immer gut – nur sie bringen uns voran. Interessanterweise würde ja kein Mensch hier in Deutschland Charlie Hebdo überhaupt kennen, hätte es die Anschläge nicht gegeben. Die Terroristen haben also genau das Gegenteil ihrer eigentlich Intention erreicht. Ich persönlich finde die Karikaturen der Franzosen ehrlich gesagt nicht einmal sonderlich lustig. Man kann sicher darüber streiten, ob eine Mohammed-Karikatur jetzt besonders stilsicher ist, aber darüber, ob die das überhaupt dürfen, kann man nicht streiten. Natürlich dürfen die das! Wenn mir das nicht gefällt, dann sollte ich wegschauen. Gewalt als Reaktion auf Witze ist niemals gerechtfertigt.
Warum muss Satire eigentlich alles dürfen? Wie sehen Sie die Aufgabe von Satire in unserer Gesellschaft?
Marius Jung: Das sind zwei durchaus verschiedene Fragen. Zunächst mal halte ich es für äußerst gefährlich, wenn man die Meinungsfreiheit und damit die künstlerische Freiheit einschränkt, denn damit wird Kunst getötet und das ist der erste Schritt auf einem Weg, den wir nicht gehen wollen.
Die Aufgabe von Satire liegt für mich darin, durch Provokation zu Auseinandersetzung und Diskussion über bestimmt Themen anzuregen. In meinen Büchern und Programmen treffe ich klare, mitunter provokante Aussagen. Dadurch möchte ich die Menschen auf Problemfelder hinweisen und sie anregen, sich dazu eigene Gedanken zu machen.
Was erwartet die Dresdner in Ihrer Show am 22. März?
Marius Jung: Ich werde viel aus meinem Leben erzählen, insbesondere über Alltagsrassismus und die Multi-Kulti-Gesellschaft. Seit »Singen können die alle! – Handbuch für Negerfreunde« erschienen ist, war ich viel in ganz Deutschland unterwegs und habe die abstrusesten Geschichten erlebt. Da gibt es viel zu Lachen. In Leipzig wurde mir beispielsweise von Studenten ein Negativ-Preis wegen meines als rassistisch wahrgenommen Buchcovers verliehen. Diese Form von Realsatire kann man sich gar nicht ausdenken – aber sie brachte mein Buch auf die Spiegel-Bestsellerliste.
Möchten Sie noch ein paar Worte an die Menschen in Dresden richten?
Marius Jung: Kommen Sie zum Festival! Ich freue mich schon sehr auf Dresden. Ich habe bereits mehrmals in der Stadt gespielt und sie lieb gewonnen. Comedy und Kabarett sind übrigens live noch viel schöner als im Radio oder Fernsehen!
Das Festival »Humorzone Dresden« findet vom 19. bis 22. März mit über 50 Künstlern auf 7 Dresdner Bühnen statt. Marius Jung steht am 22. März um 17 Uhr im Boulevard-Theater mit seiner Solo-Show auf der Bühne, sowie am 21. März um 21 Uhr in der Schauburg (zusammen mit anderen Künstlern) in der Late-Show »Bad Boys & Naughty Girl«. Mehr zum Künstler: www.mariusjung.de
Alle Infos und das vollständige Festival-Programm unter www.humorzone.de