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DRESDNER Interviews / O-ton!
Kurz mal die Welt vergessen – Mighty Oaks im Interview (Foto: Studio Fischer)
Mighty Oaks im Interview (Foto: Studio Fischer)
■ Bevor das in Berlin ansässige Folktrio bereits zum zweiten Mal am Weißen Hirsch gastiert, unterhielt sich DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl mit Frontmann Ian Hooper über harmonische Songs, gespaltene Gesellschaften und zögerliche TV-Auftritte.

Euer aktuelles Album trägt den Titel »Mexico«. Im gleichnamigen Stück heißt es: »We could run far away and live under the sun.« Eine Auszeit im vermeintlichen Paradies?

Ian Hooper: Mexiko als Land ist weit entfernt von Normalität und Ordnung. Mir ging es eher um eine mentale Flucht – weg von der Absurdität der Situation, wo sich wegen Toilettenpapier geprügelt wird und Menschen in den USA die Munitionsregale leer kaufen. Dann schon lieber in der Sonne liegen, aufs Meer schauen, vielleicht mit einem Margarita in der Hand kurz mal die Welt vergessen. In der Realität ist es natürlich keine Lösung, als weißer Mann aus einem westlichen Land vor dem Problem wegzurennen, noch dazu in einen Staat mit großen eigenen Herausforderungen und viel Armut.

Ab wann habt ihr aktiv an der Platte gearbeitet?

Ian Hooper: Wir waren einige der wenigen Bands, die 2020 eine große Tour spielen konnten. Da war uns Corona schon die ganze Zeit auf den Fersen. Anfang März sind wir aus Oslo zurückgefahren, dann kam der Lockdown. Zu Hause brauchte ich erstmal etwas Erholung. Als klar wurde, dass wir unsere Tour durch Nordamerika absagen müssen, habe ich in meinem Homestudio angefangen Musik zu schreiben. Das tat mir gut.

Die neuen Stücke klingen in sich ungemein harmonisch. Ist »Mexico« eure bislang »erwachsenste« Platte?

Ian Hooper: Schon. Auch wir lernen ja mit jedem Album dazu und hatten bislang auch jedes Mal eine andere Herangehensweise. So sammelt man einiges an Praxiserfahrung. Unsere nächste Platte wird wahrscheinlich noch ein Stück mehr »back to the roots«. Vielleicht ein Akustikalbum, das würden die Leute sicher feiern.

Der Song »Land of Broken Dreams« als Verweis auf dein Heimatland, die Vereinigten Staaten: Wie geht es dir mit Blick auf den Riss durch die dortige Gesellschaft?

Ian Hooper: Die USA sind immer noch ein tief gespaltenes Land mit unfassbar vielen Problemen und offensichtlicher Heuchelei. Das versucht auch keiner mehr zu verstecken. Die Ecke im Nordwesten, aus der ich komme, liebe ich sehr. Eine eher liberale Gegend mit einer unvergleichbaren Natur. Die Menschen sind von Herzen gut, bis man anfängt, mit ihnen über Politik zu reden. Man darf nicht vergessen, dass man es hier mit einem sehr großen, mitunter sehr konservativen und furchtbar ungebildeten Land zu tun hat. Das Hinterland in den Vereinigten Staaten kann man mit dem in Deutschland gar nicht vergleichen. Da gibt es wirklich verlassene Gegenden. Orte, an denen die Leute aber eben auch wählen gehen.

Lass uns über das TV-Format »Sing meinen Song« sprechen. Was war der Beweggrund da mitzumachen?

Ian Hooper: Nachdem wir angefangen hatten die Platte zu schreiben, haben wir schnell gemerkt, dass sonst nichts geht und wir so bald auch nicht auf Tour sein werden. Wann also, wenn nicht jetzt?

Hat die TV-Präsenz der Verbreitung des Albums geholfen?

Ian Hooper: Definitiv. Das ist eine Reichweite, die an Promo quasi unbezahlbar ist.

Kanntest du alle Beteiligten der aktuellen Staffel? DJ BoBo zum Beispiel?

Ian Hooper: Nein, niemanden. Aber auch, wenn ich die Musik von DJ BoBo nicht mag, ist er ein wunderbarer Mann. Sehr bodenständig, trotz seines krassen Erfolgs. Am Ende des Tages sind wir alle einfach nur Menschen.

Wie haben die Fans reagiert?

Ian Hooper: Eine Show im Mainstream und früher noch mit so einem wie Xavier Naidoo. Wir dachten lange, das würde einen Aufstand geben. Mit ein Grund, warum wir bei vorherigen Anfragen nicht zugesagt hatten.

Ein Aufstand, der nun ausblieb?

Ian Hooper: Von unseren Fans kam keine einzige Kritik. Wer will sich denn auch hinstellen und einem gerade jetzt vorwerfen, dass man so etwas macht? In Zeiten der Pandemie, wo die Leute nicht arbeiten und nichts verdienen.
Vielen Dank für das Gespräch!

Die Migthy Oaks spielen live am 10. September am Konzertplatz Weißer Hirsch. Mehr zur Band unter www.mightyoaksmusic.com/

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