■ Alle Jahre wieder: Das sicherlich nach wie vor interessanteste Freiluftfest Dresdens findet auch 2018 wieder statt: die Bunte Republik Neustadt. Um das behördlich verursachte Chaos des Vorjahres zurückzudrängen und um für mehr Kultur statt Bierwagen zu sorgen, aber auch damit alle Beteiligte eine offizielle Beratungsstelle haben, entstand aus der Asche der einstigen Schwafelrunde das BRN-Büro. DRESDNER-Autor René Seim sprach darüber mit Ulla Wacker, hauptamtlich Leiterin des Stadtteilhauses, was auch Träger des BRN-Büros ist.
Wann und warum kam es bei euch zur Idee, ein BRN-Büro zu eröffnen?
Ulla Wacker: Die Idee zur Gründung dieses Büros hat eine lange Vorgeschichte. Von 2011 bis 2017 gab es einen Kreis Neustädter Aktiver, die sich identitätsstiftend um eine gelungene BRN für alle bemühten, die Schwafelrunde (ohne Ritter). Die Vernetzung der Veranstalter, der Brückenbau zur Stadtverwaltung und Motivation für anwohnerschaftliches buntes Engagement waren die wichtigsten Ziele des Kreises. Gelungen war vor allem die Vernetzung der Veranstalter und die Motivation, die Kooperation mit der Stadtverwaltung war schwierig geblieben, da diese vorrangig einen Alleinveranstalter wünscht. Nach Auflösung der Schwafelrunde im letzten Jahr ist die Diskussion und das Bemühen um die BRN jedoch nicht beendet.
Die Schwafelrunde hatte schon 2015, nach der Erstellung des Sicherheitskonzeptes seitens des Ordnungsamtes ohne Beteiligung der BRN-Veranstalter begonnen, die Betreibung der BRN zur Diskussion zu stellen. »Quo vadis, BRN?« war Thema von Workshops und einer internen Klausur der Schwafelrunde. Im Kern wurde dabei immer wieder festgestellt, dass das bürgerschaftliche Engagement, die Beiträge der Neustädter, das Besondere, Erhaltenswerte und Unterstützenswerte an der BRN sind. Und dass die Alleinbetreibung der BRN Risiken birgt, die offensichtlich niemand eingehen möchte und kann. Im Rahmen dieser Diskussion beauftragte die Schwafelrunde mit Unterstützung der Stadtverwaltung, dem Ortsamt und dem Kulturamt, den Kulturwissenschaftler Prof. Munkwitz (Hochschule Görlitz/Zittau), die BRN unter diesen Aspekten zu begutachten. Dazu wurde 2017 eine Forschungsarbeit von Studenten des Görlitzer Studiengangs Kultur und Management angefertigt, die als einen großen Mangel eine zentrale Ansprechinstitution benannte. Parallel dazu fertigte Magnus Hecht als ehemaliges Schwafelrundenmitglied und Kulturmanager eine Konzeption zur Betreibung der BRN an, die diese Institution als eine Art Büro beschrieb. Damit war das BRN-Büro geboren.
Ab wann ging für euch die konkrete Arbeit an der BRN 2018 los? Seid ihr noch gut bei Laune, oder freut ihr euch mittlerweile darauf, wenn sie vorüber ist?
Ulla Wacker: Die Arbeit an der BRN 2018 begann nahtlos nach der BRN 2017, vor allem durch die Prozessbegleitung der verschiedenen Arbeiten (Prof. Munkwitz und Magnus Hecht). Sie bekam besondere Impulse, als durch die Stadtverwaltung, das Straßen- und Tiefbauamt, das die Idee der Inselbildung in die Genehmigungspraxis aufgenommen wurde. Damit begann die aktive Arbeit des Büros gleich Anfang Januar. Die Laune schwankt je nach Herausforderung, die Freude aufs Fest lassen wir uns jedoch nicht vermiesen.
Ihr habt ein wirklich umfangreiches Unterstützungsangebot, was die gesamten rechtlichen Belange angeht bis zur Fördermittelbeantragung. Wie gut wurde euer Angebot angenommen und reichte eure eingeplante Zeit aus, allen gerecht zu werden?
Ulla Wacker: Vor allem die Inselverantwortlichen, welche sich im Januar/ Februar gefunden hatten, konnten von uns begleitet und beraten werden. Die Zeit reicht dafür kaum, zeitliches aufstocken ist notwendig und hier beginnt unser ehrenamtliches Engagement. Zumal wir als Büro sogar selbst noch eine Förderung anbieten und das Programmheft redaktionell erstellen.
Habt ihr denn bereits persönliche Lieblingsinseln auf der BRN 2018 ausgemacht?
Ulla Wacker: Wir werden uns das BRN-Büro auf der Louisenstraße besonders herrichten und es uns dort gemütlich machen. In unserem Fundbüro und der Passstempelstelle können gern alle BRN-Gäste »stranden«. Alle Inseln sind besuchenswert! Man sollte die Augen und Ohren offenhalten, so kann man viele liebevoll bespielte Ecken neu entdecken oder vertraute Orte wiederfinden.