■ Sein Hit »Fred vom Jupiter« machte ihn zum Indie-Held der Neuen Deutschen Welle. Da war Andreas Dorau gerade mal 15 Jahre alt. Mittlerweile ist der Mann knapp über 50 und längst seine eigene Avantgarde-Marke – stets schwer zu fassen, dabei immer herrlich eigen. Zusammen mit Sven Regener hat er nun Geschichten aus seinem Künstlerleben zu Papier gebracht. Das Resultat trägt den Titel »Ärger mit der Unsterblichkeit« und ist ein höchst interessantes, mitunter unfassbar absurdes, aber nie langatmiges Stück Popgeschichte. DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl hat Andreas Dorau in Berlin getroffen, um sich mit ihm über die Relevanz von Erfolg und fehlende Vorbilder zu unterhalten.
Der letzte Halbsatz deines Buches lautet: » ...aber ich war nie der Meinung, Erfolg muss von langer Dauer sein.« War Erfolg unwichtig, weil du ihn mit »Fred vom Jupiter« schon sehr früh hattest?
Andreas Dorau: Tatsächlich hat es mich immer sehr schnell gelangweilt, wenn ich erfolgreich war. In mir gingen dann meistens Alarmsignale los. So à la »Achtung, Achtung, das wird enden – beende du es lieber, bevor es von außen beendet wird.« Dabei ging es mir viel um Kontrolle, um nicht in eine Opferrolle zu geraten.
Viele deiner Geschichten hinterlassen den Eindruck, dass sich vor allem das Wissen darum, was du nicht willst, wie ein roter Faden durch deine Karriere zieht?
Andreas Dorau: Dieses »Was will ich und wo will ich langfristig hin« gab es bei mir nicht. Nahziele ja, aber nie einen langfristigen Masterplan. Diese Pläne haben nämlich das Problem, dass sie auch irgendwann enden. Und was dann?
An welchem Punkt hast du gemerkt, dass Dorau im avantgardistischen Sinne zur eigenen Marke wird?
Andreas Dorau: Bei »Todesmelodien«. Da liefen Interviews plötzlich anders und auch die Wahrnehmung wurde eine andere. Das hing viel mit der dann bereits erschienenen Literatur über die damalige Zeit zusammen. Die Leute wussten besser Bescheid und die Dinge wurden wieder mehr hinterfragt.
In deinen Geschichten gibt es neben deinem Schaffen abseits des Mainstreams scheinbar immer auch eine Verbindung zu großen Plattenfirmen mit ihren Champagner-Vorräten und öden Parties. Warum?
Andreas Dorau: Ich hasse geschlossene Zirkel. Zu bestimmen, wo Indie aufhört und Kommerz anfängt, fand ich immer schon doof. Aufbrechen und weitergehen hat mich da mehr interessiert. Man kann Musik und jegliche andere Form von Kunst weiterentwickeln, indem man über den Tellerrand schaut.
Im Buch werden so gut wie keine Idole, oder Vorbilder erwähnt. Woran liegt das?
Andreas Dorau: Ich glaube, das hat grundsätzlich damit zu tun, dass ich mich aus Faulheit oder Starrsinn jeglichem Handwerk verweigert habe. Ich musste somit auch nichts anhand eines Beispiels erlernen, nie »House of the rising sun«, oder ein Stück der Beatles nachspielen. Auch beim Film wollte ich nicht anhand von Vorlagen lernen. Kurzum: Wenn man keine Vorbilder hat, kann man auch keine erwähnen.
Nun hast du diese Geschichten zusammen mit Sven Regener aufgeschrieben. War er der Geburtshelfer dieses Buches?
Andreas Dorau: Ich hatte vorab schon etwas versucht Kurzgeschichten zu schreiben, woraus aber nichts wurde. Das erzählte ich Sven nach einem Element of Crime-Konzert in Hamburg, bei dem ich als Gastsänger aufgetreten war. Sven meinte dann, wir sollte das zusammen machen, die ausgedachten Kurzgeschichten aber vergessen und gleich meine eigenen Geschichten aufschreiben.