■ Wie immer zur Humorzone kürt auch in diesem Jahr das formidable Fuck Hornisschen Orchestra wieder den Newcomer des Jahres im Live-Wettbewerb vor Zuschauern. Mit dabei: FALK, Liedermacher und Musikkabarettist aus Berlin und als solcher eigentlich auch gar kein richtiger Neuling, denn bereits seit 2015 steht er hauptberuflich auf der Bühne, tourte zwei Jahre als Support des Liedermachers Götz Widmann und inzwischen als Solo-Künstler durch die Lande. Zahlreiche Preise heimste er bereits ein und ist regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Gute Gründe für DRESDNER-Autorin Kaddi Cutz, um FALK anlässlich seines Auftritts in Dresden zu befragen.
Endlich wieder auftreten! Und dann auch noch beim großen Klassentreffen der Comedy-Szene, der Humorzone in Dresden. Wie sehr freust du dich und worauf am meisten?
FALK: Es ist schon verrückt, wenn man bedenkt, dass wir uns eigentlich bereits 2020 getroffen hätten. Ich freue mich riesig, dass es jetzt endlich wieder losgeht, auch wenn man leider noch lange nicht von einer Normalität in der Kulturbranche sprechen kann. Aber es tut sich was, und es gibt einfach nichts, was den Live-Auftritt vor Publikum ersetzt.
Wie hast du die bühnenlose Zeit überstanden?
FALK: Ich habe glücklicherweise in der lockdownfreien Zeit einige Konzerte spielen können, so dass ich zumindest über die Runden gekommen bin. Die mit Abstand größte Belastung waren natürlich die acht bühnenfreien Monate von November bis Juni 2021 und dazu diese ständige Ungewissheit und Planungsunsicherheit. Aber es nützt ja auch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ich habe also versucht, an neuen Texten und Musik zu schreiben, eine Streamingshow mit einem Kollegen auf die Beine gestellt und bei allem wieder gemerkt, wie sehr ich diesen Beruf liebe und dass dessen Seele ganz klar die Auftritte in Clubs und Theatern sind.
Wie hat sich das auf deine Produktivität ausgewirkt? Wenn nichts passiert, ist es ja auch schwer, Themen zu finden – sind trotzdem neue Lieder entstanden?
FALK: Tatsächlich denken ja viele, dass man als Künstler endlich viel Zeit hatte, kreativ zu sein, aber Kreativität ohne Input ist – zumindest bei mir – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch habe ich ein paar neue Lieder geschrieben. Allerdings weit weniger als bisweilen zwischen den Tourblöcken.
Deine Texte sind erfreulich böse, mitunter absurd und trotz diverser Albernheiten nicht ohne Substanz: Biomarkt-Kunden, die eigenen Freunde oder die Psychologie praktizierende Lebenspartnerin kriegen gleichermaßen ihr Fett weg. Wie wichtig ist dir der liebevolle Blick in deinen Texten?
FALK: Ich schreibe meine Texte nicht nach einem bestimmten Schema F, vielmehr entstehen die Ideen durch Beobachtungen, und bisweilen ist das normale Leben albern und absurd genug. Das stelle ich dann in meiner Art dar. Ich habe im Grunde nur meinen privaten Humor auf die Bühne gebracht. Daher mache ich den Job auch so gern. Meine Prämisse bei Konzerten ist, dass jeder, der da ist, sich wenigstens einmal im Laufe des Abends angegriffen oder beleidigt fühlt. Ich hoffe, das klappt auch meistens! Ich finde, die beste Eigenschaft eines Menschen ist es, wenn er in der Lage ist, über sich selbst zu lachen. Ich jedenfalls nehme mich selbst auch nicht allzu ernst.
Worüber kannst du selber gar nicht lachen? Gibt es für dich vielleicht auch Tabus auf der Bühne?
FALK: Es gibt natürlich viele Sachen, die mir nicht gefallen. Allerdings nicht aus moralischer Sicht, sondern einfach, weil ich sie nicht witzig finde. Aber ich halte überhaupt nichts von Tabus! Jeder Künstler, auch ich, setzt sich seine eigenen Grenzen. Und Kunstfreiheit ist ein so wichtiges Gut. Eine Gesellschaft muss das aushalten, man darf ja trotzdem alles und jeden kritisieren. Und der Künstler, das finde ich mindestens genauso wichtig, muss die Kritik auch ertragen.
Was braucht heute ein guter Comedian bzw. Kabarettist? Oder andersrum: Woran fehlt es deiner Meinung nach vielleicht auch?
FALK: Die Kategorien »gut« und »schlecht« finde ich schwierig. Wer bestimmt das? Das Publikum? Das Feuilleton? Ich wüsste auch gerade nicht, was fehlt. Es gibt eine so große und bunte Mischung in allen Bereichen, nur finden vielleicht zu wenige davon auch im Fernsehen und Rundfunk statt. Das scheint mir das viel größere Problem.
FALK ist beim Newcomer-Wettbewerb der Humorzone am 11. März im Friedrichstatt Palast live zu erleben. Das ganze Programm der Humorzone gibt’s unter www.humorzone.de