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Handgemacht, bodenständig, ehrlich – Mighty Oaks im Interview (Foto: Bruno Jubin)
Mighty Oaks im Interview (Foto: Bruno Jubin)
■ Bevor die Band mit ihrer Akustiktour am Weißen Hirsch gastiert, verriet Sänger Ian Hooper DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl, warum das Trio alte Songs neu aufgenommen hat, wie es ist früh Erfolg zu haben und ob Politik ein Thema sein sollte.

Ihr arbeitet seit Herbst im Studio. Kann man bei den anstehenden Konzerten neue Songs erwarten?

Ian Hooper: Im Rahmen der Akustiktour haben wir angefangen, Songs auszuprobieren, die wir extra dafür einstudiert haben. Diese neuen Stücke haben wir erstmal in unser Set integriert, ob sie aufgenommen und mit dem neuen Album veröffentlicht werden steht aber noch nicht fest.

Bandname und Musik der Mighty Oaks spiegeln große Nähe zur Natur wider – ist eine Großstadt wie Berlin mitunter ein schwieriger Ort für dich?

Ian Hooper: Sicherlich. Lange pflegte ich eine gewisse Hassliebe zu dieser Stadt. Ich bin kein wirklicher Großstadtmensch. Seit zehn Jahren lebe ich nun hier und habe in einigen schönen Teilen der Stadt gewohnt. Berlin hat so viel zu bieten. Ein sehr lebendiger und inspirierender Ort. Trotzdem entspricht eine Stadtwohnung nicht dem Lebensentwurf, wie ich ihn mir ursprünglich ausgemalt habe. Meine Frau kommt aus Berlin und war glücklicherweise bereit, etwas anderes auszuprobieren. Wir kauften uns also ein Haus am Stadtrand. Dort sind wir mitten in der Natur – direkt an der Havel und dem Tegeler Forst. In diesem Umfeld fühle ich mich wohl, habe jetzt quasi das Beste aus beiden Welten.

Früher seid ihr oft mit Bands wie Mumford & Sons oder The Lumineers verglichen worden. Ein Ärgernis?

Ian Hooper: Anfangs hat es schon genervt. Schließlich waren wir eine brandneue Band, die sich einen Namen machen wollte: den eigenen Weg gehen, die Leute dazu zu bringen, unsere Musik zu hören und zu verstehen, worum es dabei geht. Aber klar, einfacher war es uns mit anderen Bands zu vergleichen, die mit den gleichen Instrumenten hantierten.

Wie siehst du das heute?

Ian Hooper: Wir sind jetzt eine Weile im Geschäft. Damals hatten sich bereits andere Bands etabliert. Sie waren die führenden Persönlichkeiten. Es gibt aber mit Sicherheit schlechtere Bands, mit denen man verglichen werden kann, als Mumford & Sons oder The Lumineers. Beide machen großartige Musik. Mittlerweile haben wir einen eigenen Namen und die Leute kennen uns als Mighty Oaks. Vielleicht gibt es gerade andere aufstrebende Künstler, die mit uns verglichen werden und es ebenfalls hassen.

Ist der Folkhype noch aktuell?

Ian Hooper: Nein, der ist vorbei. Wir hatten Glück und noch das Ende abgepasst. Auf der ganzen Welt aber gibt es immer noch Menschen, die Musik wie die unsere nach wie vor schätzen und genießen – handgemacht, bodenständig, ehrlich. Das Ganze steht einfach nicht mehr so im Fokus des Mainstreams wie in den Jahren 2013 oder 2014.

Was bedeutet das konkret für euch als Band?

Ian Hooper: Es ist gesund, den Hype hinter sich zu lassen und einzusehen, dass wir die Columbiahalle gerade eben nicht mehr ausverkaufen. Das bedeutet schließlich auch, dass die Leute, die zu unseren Shows kommen, alle unsere Songs kennen und nicht nur auf eine Radio-Single warten.

Zu Hochzeiten lief das Stück »Brother« buchstäblich überall ...?

Ian Hooper: Der Song war Starthilfe und Herausforderung zugleich. Mit einer ersten Single so durchzustarten ist nicht unbedingt einfach.

Inwiefern?

Ian Hooper: Man ist immer auf der Suche nach dem gleichen Grad an Erfolg. Im Studio wünschen sich Management und Produzenten als Ergebnis natürlich einen vergleichbaren Hit. Ein komplizierter Prozess, bei dem es darum geht, Songs zu schreiben, die uns aber auch den Leuten gefallen. Im besten Fall Musik, mit der wir nicht nur unsere treuen Fans, sondern auch ein neues Publikum auf der ganzen Welt erreichen können.

In diesem Jahr habt ihr einige alte Songs neu aufgenommen und wieder veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Ian Hooper: Die Songs bedeuten uns viel. Wir haben sie während unserer gesamten Karriere gespielt. Die frühen Aufnahmen aber waren ziemlich beschissen. Claudio und ich haben sie 2010 gemacht. Damals hatte keiner von uns eine Ahnung, wie man aufnimmt oder mischt. Es fühlte sich richtig an, sie im Studio nochmal live einzuspielen. Das sind ja allesamt Stücke, welche die Zeit überdauerten, weil wir sie immer auch live gespielt haben. Für uns ist es schön auch den Fans etwas zurückzugeben, die von Anfang an dabei waren. Daher haben wir uns entschieden, mit »Driftwood Seat« unsere ersten vier Songs auf Vinyl, wie auch online zu veröffentlichen.

Im Song »Storm« gibt es folgende Textzeile: »When I’m lost in the woods – And the darkness is coming – The storm is all around.« Siehst du Musik als Möglichkeit, sich in eine Art romantische Geschichte zu flüchten?

Ian Hooper: Für mich ganz sicher. Wenn ich Musik schreibe, gehe ich in meine eigene Welt und blende alles aus. Wenn andere die Songs dann hören, hilft es ihnen hoffentlich, schwierige Zeiten zu überstehen oder gute mehr genießen zu können – und wenn es nur für dreieinhalb Minuten ist.

Die Musiker der Mighty Oaks kommen aus Italien, England und den USA. Sprecht ihr innerhalb der Band über die aktuelle politische Situation in diesen Ländern? Beeinflusst sie vielleicht sogar das Songwriting zum neuen Album?

Ian Hooper: Mit Sicherheit. Das ist aber nicht länderspezifisch. Es geht um den Zustand der Welt im Allgemeinen. Auf dem Album wird es definitiv ein paar gesellschaftskritische oder politisch motivierte Songs geben. Stücke, die klar den Handlungsbedarf zeigen, aufzustehen und etwas zu tun. Vielleicht sollten wir uns alle wieder mehr auf grundlegende Dinge konzentrieren oder im Detail über die Zukunft unserer Kinder nachdenken. Ich will keine Musik über Donald Trump schreiben. Ein Song ist für die Ewigkeit und hoffentlich ist dieser Typ nicht so lange da.

Thematisiert man so nicht schnell Allgemeinplätze?

Ian Hooper: Klar ist es gefährlich, sich in der Musik zu allgemein zu halten – aber immer noch schöner, als zu spezifisch zu sein. Schau dir Bob Dylan an. Songs wie »The Times They Are Changing« oder »Blowin in the Wind« sind super allgemein gehalten und dennoch ein kraftvolles Statement. Du kannst diese Songs immer spielen. Sie sind zeitlos und verlieren mit den Jahren nichts an ihrer Relevanz. Ich will die Schönheit der Musik nicht an jemand Einzelnen verschwenden, sondern die Leute dazu bringen, über die Dinge als Ganzes nachzudenken.
Vielen Dank für das Gespräch!

Die Mighty Oaks spielen am 15. August mit Novaa als Support am Konzertplatz Weißer Hirsch. Mehr zur Band: http://mightyoaksmusic.com

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