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Grüppchenbildung – Das DAVE-Festival bringt die Elektroszene zusammen
Das DAVE-Festival bringt die Elektroszene zusammen
■ Vom 23. Oktober bis 1. November findet in diversen Dresdner Locations das DAVE-Festival für Clubkultur zum zweiten Mal statt. DRESDNER-Autor Silvio Werner erfuhr im Interview mit Kai-Uwe Reinhold und Philipp Demankowski (Uncanny Valley) unter anderem, dass die räumliche Trennung der einzelnen Orte weniger Fluch denn Segen ist.

Das DAVE-Festival findet in verschiedenen Clubs vorhanden. Ist diese Streuung ein Problem?

Kai-Uwe Reinhold: Die Streuung und Parallelität der Veranstaltungen ist noch ein wenig dem Testballon-Charakter des Festivals geschuldet. Wir haben versucht, der Stadt Dresden mal zu zeigen, was eigentlich an Potential an elektronischer Musik und Popkultur hier vorhanden ist. Das beginnt bei Partys und geht über Konzerte und Workshops, die an verschiedensten Orten stattfinden. Es gibt in Dresden eben nicht diesen einen Club, in dem sich alles konzentriert, wie etwa das Berghain in Berlin. Mit dem Festival versuchen wir die verschiedenen Orte, an denen elektronische Musik gespielt wird, in den Mittelpunkt zu rücken und Potentiale zu bündeln. Allerdings sind wir jetzt erst im zweiten Jahr, wir lernen sozusagen gerade einmal das Laufen.

Wie war die Resonanz auf die erste Auflage des Festivals im vergangenen Jahr?

Philipp Demankowski: Positiv. Gerade für Veranstaltungen, die im normalen Clubgeschehen keinen Platz finden, etwa die Kirchenkonzerte, die einfach etwas Besonderes waren und auch in diesem Jahr wieder stattfinden werden. Trotz der räumlichen Trennung der einzelnen Veranstaltungsorte ist eine ganz besondere Atmosphäre entstanden. Letztlich ist das Programm so vielfältig, dass nicht alle Veranstaltungen voll sind, ein Gradmesser sind die Workshops. Da sind wir gespannt, inwieweit das ankommt und ob es genug Nachwuchs gibt.

Was können Nachwuchs-DJs von DAVE mitnehmen?

Philipp Demankowski: Die Nachwuchsförderung ist ein großes Ziel von DAVE. Es gibt viele Workshops, etwa DJ-Workshops und solche, die sich mit der Produktion von elektronischer Musik befassen.
Kai-Uwe Reinhold: Manchmal sitzen nur fünf, sechs Leute dabei, aber die private Atmosphäre ist dabei ein Vorteil.

Der Anspruch ist es also eher, die Szene zusammenzubringen, nicht unbedingt ein Festival abzuliefern?

Philipp Demankowski: Ja genau. Ein klassisches Festival mit einem Ort und mehreren Bühnen ist es nicht. Der erste Titel für die Veranstaltung lautete Musikwoche, der Name trifft es immer noch. Bei Veranstaltern, Künstlern und Bookern stoßen wir auf viel Beteiligung, viele wollen sich einbringen. Davon war nicht unbedingt auszugehen. Es gab auch durchaus so was wie Grüppchenbildung. DAVE hat zumindest unserer Beobachtung nach schon zum Zusammenwachsen der Szene als solches beigetragen.
Kai-Uwe Reinhold: Es geht mit DAVE auch darum, zu zeigen, dass man eben ohne einen Festivalplatz oder einen einzelnen Club zusammenkommen kann. Mit DAVE haben die einzelnen Veranstaltungen eine Art übergeordnetes Dach verpasst bekommen.

Was sind die Highlights in diesem Jahr?

Philipp Demankowski: Mehrere Publikumslieblinge, etwa 8x8 in der Scheune und das Kirchenkonzert. Das DAVE-Opening in der Schauburg, die Workshops als essentieller Bestandteil und auch die erstmalige Zusammenarbeit mit dem Militärhistorischen Museum, wo »Beats & Battleships« zum Panzerkreuzer Potemkin aufgeführt werden. Die große Sektor-Party gehört natürlich dazu.
Vielen Dank für das Gespräch!

23. Oktober bis 1. November: Dresden Audio and Video Experience (DAVE) Festival in über 10 Locations der Stadt; Programm im timer und unter www.dave-festival.de

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