■ DRESDNER-Autor René Seim war anlässlich ihres Dresden-Gigs im Gespräch mit Jocke von der schwedischen Garage-Punk-Band The Manikins.
Ich geh mal davon aus, dass es für Punkrocker mit eurer Energie nicht so leicht war, die letzten zwei Jahre still zu halten. Wie habt ihr eure Zeit während der Pandemie bis jetzt verbracht?
The Manikins: Unser letztes Album »Bad Times« kam im Oktober 2019 heraus, und dazu wollten wir in Europa und Amerika touren. Aber dann kam die Pandemie heftig ins rollen und beendete unsere Pläne. Während dieser Zeit machten wir eine paar Live-Stream-Gigs und haben auch an ein paar neuen Liedern gearbeitet. Aber wir sind nach wie vor sehr stolz auf unser Album und jetzt super froh, die Songs nun endlich auch live spielen zu können.
Ihr lebt in Schweden. Wäre es gut, wenn euer Land der Nato beitreten würde?
The Manikins: Das ist eine harte Frage. Die Situation ist ganz offensichtlich total verkorkst und der Rest der Welt sollte zur Ukraine halten, um den Krieg zu beenden. Die Drohungen, die Putin gegen Schweden und Finnland sandte, für den Fall dass wir der Nato beitreten würden, haben nur dazu geführt, dass beide Staaten diesem Schritt nun deutlich näher kamen, als ohne seine Drohungen. Ganz im Sinne von »Erzähl du uns nicht, was wir tun oder lassen sollen.« Ich meine, wir kommen hier gerade so ein bisschen aus der Pandemie raus und jetzt startet dieses Arschloch den 3.Weltkrieg? Gib uns eine verdammte Pause!
Lass uns über Musik reden: Ihr kombiniert aggressiven Garage-Punkrock mit feinen, auch mal melancholischen Melodien und ins Mark dringendem Gesang. Welche Bands haben einen wichtigen Einfluss auf euren Bandsound?
The Manikins: Als wir anfingen Musik zu machen, spielten wir richtig trashigen Garage-Punkrock und wir hörten entsprechende Bands wie Teengenerate, Spaceshits, Devil Dogs und auch die Platten der frühen Hives waren einfach nur großartig. Und wirklich jeder in der Band mag die meisten Sachen von Greg Cartwright, sodass ich sagen kann, dass seine beiden Bands Reigning Sound und Compulsive Gamblers einen Einfluss darauf haben, wie wir Songs schreiben – und wie sie klingen sollen. Heutzutage höre ich sehr verschiedene Arten von Musik und kann von harter Musik wie Entombed, aber auch von Pop-Stuff wie Lana Del Rey zu einem neuen Gitarrenriff inspiriert werden.
Nach einer dreiwöchigen Tour 2019 in die USA habt ihr eine sehr lange Bandpause eingelegt. Sie dauerte neun Jahre. Wie kam es dazu?
The Manikins: Nach der US-Tour waren wir damals zu dem Punkt gekommen, das wir alles mit der Band erlebt hatten, was wir jemals vorhatten. In den nächsten Jahren kümmerten wir uns um unsere Kinder und kauften Häuser, sodass wir keine Zeit mehr für die Band hatten. Also war es ganz natürlich, dass wir eine Pause einlegten, die dann im ganzen neun Jahre andauern sollte.
Habt ihr Pläne und auch schon Songs für eine neue Platte?
The Manikins: Wir arbeiten an einem Bündel neuer Songs und es kann sein, dass wir auch ein paar von denen bei den Shows in Deutschland spielen. Diesen Sommer werden wir wahrscheinlich neue Songs aufnehmen, um sie hoffentlich als neues Album zu veröffentlichen, wenn wir denn mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Ihr habt schon mehrfach in Dresden gespielt. Habt ihr spezielle Erinnerungen, die ihr uns erzählen wollt?
The Manikins: Eine unserer besten Tourerinnerungen kommt aus Dresden – wir reden über diese eine Nacht immer noch oft. Wir waren wirklich richtig jung, betrunken und super aufgeregt in der GrooveStation zu spielen. Eine Lokalzeitung schrieb darüber und erzählte den Leuten, sie würden eine schwedische Garage-Sensation erleben, besser als die Hives oder irgendwie in der Richtung, aber die Show lief nicht wie geplant. Gitarrenseiten rissen, ich fiel in ein Klavier, das auf der Bühne stand und es war irgendwie alles nur Chaos. Aber den Leuten schien es zu gefallen und die Aftershowparty war großartig. Wir haben auch in einer kleinen Bar gespielt, im Mondfisch. Der Laden war voll und wir hatten die volle Aufmerksamkeit der Leute. Der DJ spielte ein außergewöhnliches Set nur mit Kassetten und wir waren von seinen Fähigkeiten wie weggeblasen.