DRESDNER Interviews / O-ton!
Fünfzehn Instrumente, acht Hände – Alle Emotionen – Katzenjammer im Interview zu ihrem Konzert im Alten Schlachthof
Katzenjammer im Interview zu ihrem Konzert im Alten Schlachthof
■ Schon seit Stunden sitzen Katzenjammer in einem Raum ihrer Plattenfirma in Berlin. Draußen ist es bitterkalt, drinnen geben die vier Musikerinnen aus Norwegen Interviews, trinken Kaffee und Limonade, essen Süßes und Sushi. Ein langer Tag. Kein Wunder, schließlich steht die schreibende Zunft Schlange, um sich mit der Band über das von ihnen kreierte, musikalische Ausnahmephänomen und das neue Album »Rockland« zu unterhalten. Auch DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl hat sich eingereiht, um sich kurz vor Feierabend mit Katzenjammer über die Kontrolle der eigenen Kunst, das Treffen von alten Helden und die Diskrepanz zwischen Live-Show und Platte zu unterhalten. Und während Anne Marit den Raum für ein Telefon-Interview verlassen muss, stellen sich Turid, Marianne und Solveig bestens gelaunt den ihnen gestellten Fragen. (Credit Photo: Tom Oxley)

Wie schwer ist es, die Live-Energie von Katzenjammer auf Platte zu bannen?

Turid: Das ist immer eine große Herausforderung. Bei Katzenjammer geht es ja nicht nur um Musik – die Show macht ebenfalls einen großen Teil aus. Es zählt auch der visuelle Aspekt. Wenn man eine Show von Katzenjammer besucht, bekommt auch das Auge einiges geboten. Wir rotieren zum Biespiel an unseren Instrumenten, wovon es fünfzehn verschiedene auf der Bühne gibt. Auf der Platte fehlen diese Eindrücke natürlich. Daher unterscheiden sich die Platten bislang etwas von unseren Bühnenshows. Auf der Platte können wir so tun, als wären wir 20 Leute, die jegliche Instrumente zur Verfügung haben, die ihnen in den Sinn kommen. Auf der Bühne bekommt ihr, was man mit acht Händen bewerkstelligen kann. Das eine ist nicht besser als das andere, aber wenn du eine Show sehen willst, musst du schon vorbeikommen.

Wie wichtig ist es euch die Atmosphäre um eure Band genau zu kontrollieren?

Marianne: Nichts, was wir tun, ist bis ins letzte Detail durchgeplant oder kalkuliert. Vielleicht wird auf unserer kommenden Tour das Licht anders sein als auf der vorherigen. Darüber haben wir uns aber noch keine großen Gedanken gemacht. Noch nicht einmal die Setlist ist fertig. Wir haben uns da auf kein Image festgelegt – oft passieren die Dinge einfach.

Das Stück »Henry Lee« von Nick Cave war als Cover früher ein fester Bestandteil eurer Show. Ein Song, der im Original vom australischen Produzenten Victor Van Vugt produziert wurde. Mit ihm habt ihr nun im Zuge von »Rockland« zusammengearbeitet. Wird man als Musiker da selbst wieder zum Fan?

Marianne: Wir haben sehr schnell vergessen, dass er vor uns überhaupt irgendwas gemacht hat. Wenn man anfängt zu arbeiten und zu diskutieren, dann vergisst jeder sehr schnell, wer der andere eigentlich ist und was er darstellt. Toll an ihm war, dass er es überhaupt nicht nötig hatte anzugeben oder eine unpassende Art von Autorität zu entwickeln. Wir haben gut zusammengearbeitet. Erst hinterher hat es uns übermannt, mit wem wir da eigentlich gearbeitet haben.

Die Musik auf dem neuen Album wagt den Spagat zwischen modernem Sound und traditionellen Anleihen aus Genres wie Rock'n'Roll, Folk, Country, oder auch Polka. Gibt es in diesem Spannungsfeld schon mal bandinterne Diskussionen, den Zeitgeist nicht zu kurz kommen zu lassen?

Solveig: Innerhalb der Band gibt es solche Diskussionen nicht. Wenn man aber von der Musik leben will, dann gibt es Leute im Umfeld, die einen auf so etwas hinweisen. Wir haben allerdings vertraglich festgelegt, dass keiner außer uns ein Mitspracherecht bei unserer Kunst hat. Es kann uns also niemand sagen, was wir tun sollen.

Inwieweit haben Erfahrungen im Zuge eures exzessiven Tourpensums das Schreiben der neuen Platte beeinflusst?

Marianne: Die Tastsache, wo du dich gerade auf der Welt befindest, beeinflusst wie du dich fühlst und somit auch worüber du schreibst. Daher wurden wir natürlich durch unsere Reisen beeinflusst.

Ein Satz, um das Dresdner Publikum in eure Show zu locken...?

Marianne: Eine Katzenjammer Show ist eine Reise durch alle Emotionen in nur einer Nacht.
Vielen Dank für das Gespräch!

DRESDNER Kulturmagazin präsentiert: Katzenjammer, am 5. März, 20 Uhr im Alten Schlachthof. Mehr zur Band unter www.katzenjammer.com

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