■ Im September findet das Sound of Bronkow Music Festival wieder im Societaetstheater statt. DRESDNER-Autor Philipp Mantze hat dazu mit Lars Hiller von »K&F Records« über alte Vertraute, die Verbundenheit zum Soci und das diesjährige Line-Up gesprochen.
Nachdem das »Sound of Bronkow zuletzt auf Japanisches Palais und Zentralwerk ausweichen musste, kehrt das Festival nun wieder traditionsgemäß ins Societätstheater als Hauptspielstätte zurück. Was verbindet euch bis auf die seit 2010 andauernde Zusammenarbeit noch miteinander?
Lars Hiller: Das Societaetstheater ist und war ja immer schon ein Haus der freien Szene und damit auch ein Ermöglicher und Unterstützer von Projekten, die allein in der freien Veranstaltungswirtschaft gar nicht existieren würden. Oft hatten wir vier bis fünf Bühnen, davon eine bei freiem Eintritt im Theatergarten, und über 20 Bands und Künstler in einer Ausgabe. Das ist nicht ganz wirtschaftlich bei einem so intimen, eher kleinen Festival.
Der zweite wichtige Punkt ist der, dass es damals das einzige Theater der Stadt war, in dem auch Live-Musik eine sichtbare Rolle gespielt hat; eine Konzertreihe, die lange Jahre Ina Conradi dort betrieben hat und die nun von Robert Schmidt fortgeführt wird. Die war einerseits nah an unseren musikalischen Interessen und hatte außerdem dazu geführt, dass schon viel Interesse und Knowhow im Team existierte. Bernd Krakowsky zum Beispiel ist ein ganz feiner Tontechniker und Mensch und er koordiniert seit dem ersten Jahr den Technikbedarf, mischt selbst viele der Bands und stellt ein Team für Ton und Licht zusammen. Nicht zuletzt mussten wir natürlich auch sehen, wer sich damals überhaupt ein paar relativ junge und unerfahrene Spinner wie uns ins Haus holen wollte.
Bis 2019 waren eure Festivals noch mit dem Zusatz »Folk, Indie, Singer/Songwriter« versehen. Wollt ihr euch durch die Entfernung jener Labels einem weiteren Spektrum öffnen?
Lars Hiller: Eigentlich ist das eher Zufall und grafischer Überarbeitung geschuldet. Aber richtig ist schon auch, dass musikalische Genres genauso wie Plattenlabels oder Szenen dem Publikum viel weniger wichtig geworden sind. »Indie« ist auch so ein etwas hülsenartiger Begriff geworden und beschreibt ja eher die 98 Prozent aller Musikerinnen und Musiker, die im Streaming nur gerade genug Geld für eine Tankstellen-Bockwurst und einen Sanifair-Coupon verdienen. Es geht uns aber schon immer noch um handgemachte, eher analoge Musik und um Menschen, die besonders gute, interessante Songs schreiben.
Gisbert zu Knyphausen war auch schon bei eurer aller ersten Ausgabe 2010 vertreten. Gibt es bestimmte Künstler, denen ihr euch besonders verbunden fühlt?
Lars Hiller: Gisbert zu Knyphausen ist ganz sicher einer dieser Künstler. Jemand, dem wir ganz früh noch im eigenen Musikmachen und lange vor professioneller Arbeit mit Musik begegnet sind, der dann aber auch beruflich für »Kumpels & Friends« als Booking-Agentur ganz wichtig wurde und es noch immer ist. Im Schrank steht auch noch seine erste, handgebrannte CD und eine staubige Flasche zu Knyphausen-Weißwein, die man längst hätte trinken sollen, die meinem Kollegen Mario aber heilig ist.
Welche Neuheiten und Besonderheiten erwarten wir im diesjährigen Line-Up?
Lars Hiller: Es ist schwer, in jedem Jahr Neuheiten zu produzieren, besonders dann, wenn man etwas, das man liebt, eigentlich möglichst stoisch unverändert weitermachen möchte. Schön ist, mit Otis Mensah endlich mal wieder einen HipHop/Spoken Word Artist im Line-Up zu haben. Das klappt viel zu selten. Und wichtig für uns ist immer, ein paar persönliche Lieblingskünstler dabei zu haben. Das sind 2023 zum Beispiel Voodoo Jürgens bei meiner Kollegin Hanna, Hotel Rimini bei Mario oder Simon Joyner bei mir.
8. bis 10. September: The Sound of Bronkow Music Festival, in und um das Societaetstheater; genaue Infos, Zeitplan & Tickets unter www.thesoundofbronkow.com/